Es gibt eine feine Grenze zwischen kultureller Anerkennung und kultureller Aneignung, an der Salvador Simós und Jianping Lis animierte Adaption Carole Wilkinsons gleichnamiger Kinderbuch-Reihe reichlich unbeholfen wandert. Ein Ensemble eindimensionaler Figuren, deren Schurken unangenehm anti-asiatische Karikaturen evozieren, während die junge Heldin kaum asiatisch aussieht, ist nur eines der Probleme des familientauglichen Fantasy-Abenteuers. Das begleitet im China der Han Dynastie die Waise Ping (Stimme: Mayalinee Griffiths) auf ihrer gefährlichen Reise mit dem letzten Drachen Danzi (Bill Nighy) zu einem magischen Drachenei. Als titelgebende Drachenhüterin soll sie das mit den ihr verliehenen übermenschlichen Kräften vor dem hinterlistigen Drachenjäger Diao (Anthony Howell) beschützen.
Drachenblut ist ein Wunderheilmittel, für das die Soldaten des kranken Kaisers über Leichen gehen würden – nicht nur von Drachen. Die stehen für Wohlstand und Glück, das die Mächtigen für sich bunkern wollen. Nicht nur die Nuancen der monopolkritischen Metapher versickern in dem im doppelten Sinn schablonenhaften Szenario. Dessen Optik gleicht einem veralteten PC-Spiel mit statischen Hintergründen und marionettenhaften Bewegungsabläufen. Stilistische Anleihen bei Disney betonen neben der geringen Qualität der Animationen deren ästhetische Austauschbarkeit. So hölzern wie die Charaktere sind die Dialoge, die trotz Nighys gewohnt zuverlässiger Leistung die Frage aufwerfen, warum Jahrhunderte vor Hongkongs Kolonialzeit ein Drache mit britischem Akzent spricht.
- OT: Dragonkeeper
- Director: Salvador Simó, Jianping Li
- Screenplay: Ignacio Ferreras, Carole Wilkinson
- Year: 2024
- Distribution | Production © Leonine