Wenn das Production Design das Spannendste an einem Superhelden-Film ist, dann hat der entweder grandiose Production-Designer, ein schwaches Skript oder beides – wie Matt Shakmans Fantastic-Four-Reboot. Zehn Jahre nach Josh Tranks desaströser Leinwand-Adaption des Comic-Helden-Quartetts, die mit dem schlechtesten RottenTomatoes-Rating aller Marvel-Produktionen abgestraft wurde, schreiben Josh Friedman, Eric Pearson, Jeff Kaplan und Ian Springer den Figuren nun eine neue Story. Die hat die Lektion des vorherigen Fanta4-Features, das im Zuge des damaligen Trends zur Düsterkeit einen visuell und inhaltlich finsteren Ton anschlug, offenbar verinnerlicht. Womöglich etwas zu sehr. Das in einem verspielten Retro-Futurismus angelegte Szenario ist auf jeder Ebene ein Familienfilm.
Das erste Abenteuer von Mister Fantastic Reed Richards (Pedro Pascal), Invisible Woman Susan Storm (Vanessa Kirby), ihrem Bruder Johnny Storm aka Human Torch (Joseph Quinn) und Ben Grimm (Ebon Moss-Bachrach) alias The Thing ist in seiner blutleer-braven Harmlosigkeit für traditionelle Familien konzipiert, mit Familienwerten vollgestopft und erzählt obendrein Eine Familiengeschichte. Letzte erhält soviel Raum, dass der Kampf gegen zwei der charismatischsten Charaktere des Marvel-Universums Nebensache scheint. Der Planeten verschlingende Halbgott Galactus (Ralph Ineson) und seine Botin Silver Surfer, hier in der weiblichen Inkarnation Shalla-Bal (Julia Garner) haben gefühlt weniger Screen Time und narrative Relevanz als Susans und Reeds Super-Baby Franklin Richards.
Franklins Geburt wird im ersten Fight zur nervigen Ablenkung, sowohl dramaturgisch als auch diegetisch. Den von Galactus vorgeschlagenen Deal, die Erde unversehrt zu lassen im Tausch gegen den zu seinem Nachfolger prädestinierten Franklin, lehnen dessen Eltern natürlich ab. Dass die öffentliche Haltung ihnen gegenüber daraufhin umschlägt, bleibt ebenso hohle Behauptung wie Reeds Zweifel an der Entscheidung. Selbst für eine Comic-Adaption ist die Psychologie ernüchternd flach, sodass der Mangel an Action und imposanten Effekten umso eklatanter wirkt. Ein Hauch von Endzeitstimmung bringt einzig Garners Silver Surfer, deren tragische Figur die interessanteste ist. Doch auch dieser Handlungsstrang verliert sich in Familienkitsch und Vintage-Fassaden.
Im Kontrast zu den ernsteren Tönen, die jüngere Marvel-Werke anschlugen, setzt Matt Shakmans Fantastic-Four-Reboot auf eine spielerische Atmosphäre und Optik. Die von Vintage-Cartoon-Serien und den klassischen TV-Serien, mit deren Einflüssen Shakman bereits bei WandaVision arbeitete, inspirierte Szenerie und Kassa Farahanis famose Ausstattung liefern grandiose Schauwerte. Doch Action, Spannung und Fights kommen merklich zu kurz. Aus seinen enigmatischen Antagonisten macht der weichgespülte Plot enttäuschend wenig. Überrepräsentiert sind dagegen die familiären Aspekte der Story. Der gut aufgelegte Cast bringt zwar etwas Dynamik, doch der Humor ist zu bieder um zu zünden. Das Resultat wird zum dramaturgischen Pendant der Kulissen: stylish, steril und altmodisch.
- OT: The Fantastic Four: First Steps
- Director: Matt Shakman
- Year: 2025