Wer an Annika Appelins Retorten-Regiedebüt etwas Amüsement und Abwechslung sucht, findet dies noch am ehesten in einem Vergleich dessen verschiedener Verleih-Titel. Die internationale Version klingt wie eine Definition des Subgenres, die sogar die Reihenfolge einhält. In der ersten Hälfte Anna Fredrikssons Drehbuchs geht es ums Essen, für dessen Zubereitung Seniorin Karin (Marie Richardson) ein weder von ihrem langjährigen Gatten Sten (Björn Kjellman) noch der in der Midlife-Crises steckenden Tochter Fredrika (Ida Engvoll) gesuchtes Faible hat.
Wurden im Kochkurs des gebieterischen Gourmet-Küchenchefs Henrik (Peter Stormare) mit ihrer in den kleinstädtischen Schauplatz zurückgekehrten Jugendfreundin Monika (Carina M Johansson) und der anfangs noch widerwilligen Pia (Sussie Ericsson) allerlei Gaumenfreuden zubereitet, geht es im zweiten Teil um die Gefühle. Noch aufgebracht von Stens gerade entdeckter Untreue, verliebt sich Karin in Henrik, bleibt aus Pflichtgefühl aber bei Sten, obwohl der selbst lieber bei seiner heimlichen Flamme wäre. Wer wen kriegt, ist von Anfang an klar.
Bevor es dazu kommt, gründet das rüstige Damentrio noch den Originaltitel gebenden Dienstagsclub, an den sie eine natürlich gastronomische Geschäftsidee knüpfen. Origineller oder unterhaltsamer wird das Geschehen dadurch nicht. Sich damit auseinandersetzen, was ein Neuanfang mit 60 bedeutet, wann vermeintliches Eheglück Konventionserfüllung ist und was es bedeutet, plötzlich das letzte Familienmitglied zu sein, will die Story nicht. Jedes Problemchen, das aufkommt, wird umgehend beseitigt. So reicht die lauwarme Liebelei nur zu fade filmischer Fertigkost.
Auf jeden Topf gehört ein Deckel. Gemessen an diesem bürgerlichen Moralmaßstab, den Annika Appelins kulinarisches Kinodebüt ansetzt, wirkt es fast progressiv, dass eine der passabel gespielten Figuren Single sein darf. Nach diesem manipulativen Muster werden die verstaubten Partnerschaftsmodelle der stilistisch und dramatisch nach Standardrezept aufbereiteten Baby-Boomer-Beziehungskomödie nur hinterfragt, um sie umso vehementer zu bestätigen. Ein Film wie der vom deutschen Titel evozierte Cindy & Bert Schlager: Man könnte jede Zeile mitsprechen. Aber wer will das?
- OT: Tisdagsklubben
- Director: Annika Appelin
- Screenplay: Anna Fredriksson
- Year: 2022
- Distribution | Production © 24 Bilder