Dass Waldemar Fasts Kino-Debüt wenig mehr ist als ein auf Spielfilm-Läge ausgedehnter Werbespot für das Vergnügungs-Imperium der Mack-Familie, war so vorhersehbar, dass man sich nichtmal mehr darüber ärgert. Dafür allerdings über den Gegenstand und die Strategie besagter Reklame. Jene richtet sich an ein kindliches Zielpublikum mit seiner betont rasanten Story, deren vermeintlich universelle Botschaft von Freundschaft und Zusammenhalt einen Turbo-Kapitalismus voll konservativer Narrative lanciert. Diese Scheinheiligkeit spricht schon aus der Prämisse. Edda Euromausi (Sprecherin: Gemma Arterton), eines der Mickey Mouse und Minnie Copy-Cat Maskottchen des Europaparks, sorgt sich um den Fortbestand des von ihrem verschuldeten Vater Erwin (Lenny Henry) geführten Vergnügungsparks.
Alles klar: Die Leute sollen mehr auf den Rummel gehen, damit liebenswerte Schausteller-Familien nicht ihre Existenzgrundlage verlieren. Nur gibt es die überschaubare Ansammlung nostalgischer Fahrgeschäfte, wie sie Erwin und Edda betreiben, praktisch nicht mehr, weil Großunternehmen wie der Mack-Markführer sie verdrängt haben. Eddas geniale Idee, um Papas Park zu retten: Werbung! Werbung, so wird vermittelt, ist positiv, aufrichtig und will Gutes erreichen. Natürlich braucht Werbung potenzielle Klienten. Die findet Edda beim titelgebenden europäischen Grand Prix Rennen, bei dem sie zu gerne mitfahren würde. Wie hölzerne Exposition vermittelt, trainiert das Mäuse-Mädchen, das erwachsen aussieht, aber sich wie eine 5-Jährige verhält, als Rennfahrerin.
Nach väterlichem Vorbild, weil Frauen traditionell männlich definierte Fähigkeiten immer von Männern gelernt haben. Statt sich fair für das Rennen mit ihrem Idol Ed Euromaus (Thomas Brodie-Sangster) zu qualifizieren, klaut Edda dessen Rennwagen samt Ed, baut einen Unfall, aus dem er verletzt hervorgeht, und erpresst ihn, sie statt seiner zu fahren. WTF?! Die ethischen und legalen Implikationen ihres Verhaltens werden ebenso übergangen wie die Dauer-Reklame für Motorsport und Autos. Klimakatastrophe? Existiert nicht in dem eurozentrischen Bilderbuch-Kitsch-Klischee, durch das die Rennstrecken führen. Ähnlich reaktionär-reduktiv sind die Figuren. Edda heult über ihre eigene Unfähigkeit, Ed ist psychisch angeknackst, weil er im Heim aufwuchs.
Fröhlich-bunte Animationen in austauschbarer Optik auf TV-Niveau, eine Retorten-Handlung voller seelenloser Stereotypen und verkrampft biedere Gags zwischen Slapstick und Kindergarten-Kalauern: All das erwartet man letztlich von einem Werbe-Event hinter filmischer Fassade. Doch die aggressive Marketing-Message geht über unterhaltsame Selbstdarstellung deutlich hinaus. Ökologische Aspekte ignoriert die vorhersehbare Handlung, deren Ethik und narrative Logik gleichermaßen verkorkst wirken. Aktuelle Themen blendet Regisseur Waldemar Fast systematisch aus. Selbst dem fähigen Original-Voice-Cast gelingt kaum, den eindimensionalen Charakteren Profil zu verleihen. Konflikte, Konkurrent, Kameradschaft – alles wirkt überkonstruiert und behauptet. Das kaschieren auch nicht die rasanten Rennen, denen Logik-Brüche jede Spannung nehmen. Geldmacherei ist hier das einzig glaubwürdige.
- OT: Grand Prix of Europe
- Director: Waldemar Fast
- Year: 2025