Es ist nahezu unvermeidbar, beim der epischen Leinwand-Adaption der altgermanischen Sage nicht an deren erste 1924er Kinoverfilmung zu denken. Nicht weil Cyrill Boss und Philipp Stennert irgendetwas von der inszenatorischen Vision Fritz Langs hätten, ihre Fantasy-Fabel wie vor Hundert Jahren Langs Stummfilm als Zweiteiler erscheint und mit vergleichbaren Hollywoodproduktionen konkurrieren will, oder die passablen Effekte und Kulissen ebenbürtig wären. Vielmehr macht der zeitpolitische Kontext einer alarmierend erstarkender rechtsradikaler Partei, der abseits der urbanen Toleranz-Bubble gärende Nationalismus und eine rechtskonservative Radikalisierung befeuernde Wirtschaftsabschwung, der narzisstische Nibelungen-Neuauflage zum prophetischen Pendant des Kinoklassikers. Dessen bombastische Bildgewalt ist indes weit weg von der trivialen TV-Ästhetik.
Jene erscheint möchtegern-modern mit von Metal-Elementen getragenen Soundtrack, zeitgenössisch inspirierten Kostümen und der Stilisierung Siegfrieds (Jannis Niewöhner) zum anarchischen Außenseiter, Bad Boy Buddy des treuen Titelhelden (Gijs Naber). Die pseudo-progressive Pop-Kultur-Anbiederung forciert die geschichtsvergessene Gestrigkeit der auf Wolfgang Hohlbeins gleichnamigen Roman basierenden Story. Die reanimiert den völkischen Heroismus, martialischen Machismo und das verklärte Frauenbild in düster-dreuender Atmosphäre. Wagnerische Wucht durchtränkt die PC-Spiel-Optik, in der das bemühte Ensemble voll Pathos chargiert. Die Botschaft hinter der teutonischen Theatralik besagt, dass die Monster der Geschichte tatsächlich die Guten seien und die untergegangenen Zeiten besser waren. Das Resultat ist das filmische Symptom einer zeitpolitischen Malaise.
- OT: Hagen – Im Tal der Nibelungen
- Director: Cyrill Boss, Philipp Stennert
- Screenplay: Cyrill Boss, Philipp Stennert
- Year: 2024
- Distribution | Production © Constantin Filmverleih