„Von Liebe getragen, von Stürmen geprägt“, schwelgt der deutsche Nebentitel Tiina Lymis zweiter Kino-Inszenierung. Zusammen mit dem Namen der Hauptfigur klingt das nach wildromantischer Landschaft, nach Gefühlen, die wie das Meer aufbrausen, und nach starken Fischermännern, die blonde Frauen für Leidenschaft auf den Klippen in ihre Arme schließen. Von all diesem Liebeskitsch in geschichtlichem Gewand gibt es denn auch reichlich in der Adaption Anni Blomqvists Roman-Vorlage. Die fünfteilige Reihe isst das 60er-Jahre Pendant scheinemanzipatorischer Schmach-Lektüre.
An deren Cover-Illustrationen von Frauen mit wind-wehendem Haar vor rauer See erinnert das Filmposter. Darauf blickt Maja (Amanda Jansson) wehmütig über den Inselschauplatz, dem der Titel die junge Frau zuordnet. Dabei ist die äußerste Ecke der finnischen Provinz Åland nicht ihr Sehnsuchtsort, sondern der ihres Gatten Janne (Linus Troedsson). Warum sich der Fischer die weder wohlhabende noch hübsche Träumerin dafür aussucht, bleibt rätselhaft. Noch unverständlicher ist Majas Liebes zu Jannes, den zu heiraten sie gezwungen wird.
Dass ihre als fürsorglich etablierten Eltern dem zustimmen ohne ersichtlichen Vorteil, ist ein weiterer Widerspruch. Die zahllosen Logiklücken, charakterlichen Brüche und narrativen Leerstellen bestärken auffällig den patriarchalisch-konservativen Subtext. Der zeigt Duldsamkeit und Gehorsamkeit als Weg zu größten Glück. Für eine Frau wie die Hauptfigur ist das Ehe und Mutterschaft. Sexuelle Nötigung in der Hochzeitsnacht wird zum Witz. Kurz darauf liebt Maja Janne innig und ist vierfache Mutter. Trotz dessen und der schweren Arbeit bleibt sie jugendlich-frisch.
Ihre zu Beginn angedeutete Neurodivergenz verschwindet einfach. Auch das fügt sich unangenehm in medizinhistorische Pseudo-Psychopathologie, die Arbeitsroutine und Zwangsanpassung als Heilmittel propagierten. Der romantisierte Reaktionismus zeigt sich auch auf gesellschaftlicher Ebene. Harte Arbeit wird belohnt und führt zu moderatem sozialen Aufstieg. Obwohl die Familie angeblich von der Hand in den Mund lebt, herrscht nie sichtbarer Mangel. Einige Schicksalsschläge zementieren zusätzlich den gottergebenen Duktus. Apart verpackt wird der in wildromantischer Wehmut, postkartenreifen Landschaftsbildern und Dialog-Floskeln.
Die malerischen Naturansichten wie aus dem Reiseprospekt unterstreichen die scheinhistorische Sentimentalität Tiina Lymis Historiendrama. Dessen sich über ein halbes Jahrhundert arg hinziehende Story bedient hier und da die gängigen Klischees weiblicher Emanzipation und Eigensinnigkeit. Tatsächlich idealisiert die Entwicklung der Hauptfigur Anpassung und Traditionalismus, die sogar Neurodivergenz „heilen“. Positiv heben sich dafür Szenenbild und Schauspiel, insbesondere das Janssons, ab. Das Resultat nimmt sich für eine Schmacht-Soap zu ernst und ist für anspruchsvolles Geschichtskino zu seicht.
- OT: Myrskyluodon Maija
- Director: Tiina Lymi
- Screenplay: Tiina Lymi, Anni Blomqvist
- Year: 2025
- Distribution | Production © mindjazz pictures