Die eine metatextuelle Pointe, die in Kobi Libiis Regie-Debüt zündet, ist leider nur bittere Ironie. Die generische Gesellschaftskomödie ist selbst ein Paradebeispiel der ängstlichen Assimilation, die sie kritisiert. Letztes wesentlich nachdrücklicher und ausführlicher als die titelgebende Trope. Jene ist eine schwarze Figur, die in einem fiktiven Werk nur zum Wohle weißer Figuren existiert. Oda Mae Brown in Ghost, John Coffey in The Green Mile, Don Shirley in Green Book: Eine vollständige Liste wäre nahezu endlos.
Also reichlich Material, das der Regisseur und Drehbuchauto allerdings kaum nutzt, obwohl die wenigen Momente tatsächlich amüsantes Potenzial entwickeln. Stattdessen suggeriert der Plot, das Konstrukt weißer Autor*innen sei eine selbstkreierte Strategie Schwarzer, um sich durch die Besänftigung und Beglückung Weißer vor deren Aggression zu schützen. Die Betroffenen erscheinen indirekt selbst Schuld an ihrer Stereotypisierung. Noch problematischer ist deren Vermischung mit der unterwürfigen Übervorsicht des jungen Protagonisten (Justice Smith), einer zwanghaft hilfsbereiten Inkarnation fehlender Selbstbehauptung.
Das macht den mit seinen Garn-Skulpturen (falls das eine Nick-Cave-Hommage ist, dann keine gelungene) erfolglosen Aren zum idealen Rekruten der Titel-Vereinigung, gegründet zum Wohle Schwarzer, die Weißen zu deren Zielen verhelfen und so deren Paranoia gegenüber Schwarzen besänftigen. Natürlich hadert Aren mit dem Kodex des Vereins, als er sich in Lizzie (An Li Bogan) – Love Interest seines Klienten (Drew Tarver) – verliebt. Hier zerfällt die handzahme Story in eine mit ein paar süßlichen Fantasy-Elementen dekorierte Romantik-Komödie.
Die ist so schematisch und vorhersehbar wie die Klischee-Konstrukte, die sie vorführen will, und besitzt weder die Selbstironie, das zu humorvoll zu verarbeiten, noch den Mut, ihre eigentlichen Themen anzupacken. Der mal latente, mal ostentative Alltagsrassismus Weißer wird genauso verharmlost wie die Berechtigung Arens Ängste. Und die von Arens Mentor Agent Roger (David Alan Grier) evozierten Zeiten, in denen Übervorsicht vor Weißen für Schwarze überlebenswichtig war, sind noch lange nicht vorüber, wie die Handlung suggeriert.
Ironischerweise ist Kobi Libiis handzahme Fantasy-Komödie genauso peinlich beflissen, das weiße Publikumssegment nicht mit bissigen Witzen oder unbequemer Kritik zu düpieren, wie der unterentwickelte Hauptcharakter. Dessen individuelle Erfahrung als Kind eines weißer und eines schwarzen Elternteils wird ebenso übergangen wie die historischen Konflikte der Filmschaffenden, deren Verkörperungen rassistischer Klischeefiguren die selbstgerechte Story kritisiert. Das überqualifizierte Ensemble spielt immerhin etwas Seele in die Reißbrett-Figuren einer mit der Anzahl und soziologischen Substanz ihrer Motive hoffnungslos überforderten Inszenierung.
- OT: The American Society of Magical Negroes
- Director: Kobi Libii
- Screenplay: Kobi Libii
- Country: USA
- Year: 2024
- Running Time: 104 min.
- Cast: Justice Smith, David Alan Grier, An-Li Bogan, Drew Tarver, Michaela Watkins, Aisha Hinds, Tim Baltz, Rupert Friend, Nicole Byer, Maurice J. Irvin, Greg Cohan, Mia Ford, Toni M. Youngblood, Nozipho McLean, James E. Welsh, Aaron Coleman
- Image © Universal Pictures