“I needed a penguin like a penguin needs a motorbike”, kommentiert Tom Michell in seiner 2016 veröffentlichten Memoire. Demnach gibt es wohl jede Menge Biker Gangs unter den Wasservögeln, von denen irgendwann jeder einen gebrauchen kann. Das jedenfalls suggeriert das Kino. Dort reichen die Filme über kuriose Kameradschaften zwischen Menschen und Pinguinen schon fast zu einem eigenen Subgenre. Darin ist Peter Cattaneos Adaption Michells gleichnamiger Buchvorlage immerhin eines der gelungeneren Werke – und eines der ungewöhnlicheren.
Zweites signalisiert bereits das harsche historische Setting. Die auf realen Begebenheiten – bereits in Mitchells großzügig ausgeschmückten und von Drehbuchautor Jeff Pope maßgeblich angepasst wurden – basierende Story spielt im Argentinien des Jahres 1976. Dort tritt Englischlehrer Tom (Steve Coogan) seine neue Stelle an einer Jungen-Privatschule für die Söhne der Landes-Elite am Vorabend des Putschs an. Ein Militärcoup stehe bevor, informiert ihn der Schulleiter (Jonathan Pryce) in einem diverser Momente ungelenker dialogischer Exposition. Die ist ein erhebliches Manko der gemächlichen Inszenierung.
Die lässt zu selten ihre von magisch-realistischer Melancholie durchzogenen Bilder sprechen. Das eskaliert mit Erscheinen des Titeltiers, das Tom ölverschmiert in Uruguay aufliest. Beider vorhersehbare Freundschaft motiviert den gleichgültigen Egoisten, ein besserer Lehrer und Mensch zu werden. Pope maßschneidert die Hauptrolle für Coogan, der routiniert seinen mürrischen Charme spielen lässt. Die Crux ist der Penguin. Der wird für Tom und seinen finnischen Kollegen Michel (Björn Gustafsson) zum Emotional Support Tier, dem selbst Generäle nichts abschlagen können.
Die bizarre Banalisierung des Militärterrors ist das befremdlichste Beispiel der dramaturgischen Instrumentalisierung des Pinguins (einmal keine groteske CGI-Kreatur). Obendrein wird er zur Folie für nochmals Exposition, wenn ihm Michel und Tom ihr Herzeleid klagen. In Toms Fall ein familiärer Verlust, der seine väterlichen Gefühle für Hausmädchen Sofía (Alfonsina Carrocio) begründet. Das bringt mehr Düsterkeit und das politische Zeitgeschehen in den Plot, der beides nur mühsam und verbindet. Optimismus und warmherziger Humor wirken fadenscheinig vor dem Hintergrund des Militärterrors.
„Not funny. But also funny“, beschreibt ein Nebencharakter den holprigen Humor der eigenwilligen Mischung aus Tragikomödie, Tier-Freundschaftsfilm und Politdrama. Dass Peter Cattaneo nicht dem üblichen Slapstick-&-Sentimentalität-Schema folgt, ist lobenswert. Doch der Pinguin-Plot, der einige peinliche Sätze und Szenen der Buchvorlage tilgt, scheut letztlich einen realistischen Blick auf den politischen Handlungshintergrund. Fragen nach kollektiver Mitverantwortung und Zivilcourage beantwortet die gefällig gespielte Geschichte zu simpel und selbstgerecht. Die tonal ungewohnt ruhige Historie hat je nach Perspektive zu viel Politik oder zu viel Pinguin.
- OT: The Penguin Lessons
- Director: Peter Cattaneo
- Screenplay: Jeff Pope, Tom Michell
- Year: 2025
- Distribution | Production © Tobis