„I respect what they‘re trying to say. But there is something off about starting the revolution in a five star hotel.“, kommentiert der junge Hauptcharakter (Palmi Kormákur) angesichts eines Zeitungsartikels über John und Yokos Bed-In in einer Szene. Deren moralische Überheblichkeit ist bezeichnend für Baltasar Kormákurs lethargische Love-Story, deren Regisseur und Co-Drehbuchautor augenscheinlich nichts „off“ an der Suggestion fand, die Relevanz generationsübergreifender Stigmatisierung, insbesondere weiblicher Überlebender der Atombomben-Angriffe bedingte deren Auswirkungen auf prospektive weiße Partner.
Einer davon ist der gealterte Protagonist (Egill Ólafsson) der von ausschweifenden Rückblenden durchzogenen Rahmenhandlung. Deren kühles Farbspektrum, geprägt von Grau, fahlem Weiß und Schwarz, versinnbildlicht das Erkalten der durch warme Sepiatöne akzentuierten Gefühle seiner Jugendjahre im London der 70er. Dessen Zeitkolorit beschränkt sich auf die pittoreske Studiokulisse eines japanischen Restaurants, in dem der isländische Student Kristófer aus Trotz als Küchenkraft anheuert – gegenüber seinen spöttischen Kommilitonen und aus Liebe auf den ersten Blick zu Miko (Kôki).
Der biografische Ballast der jungen Tochter Eigentümer Takahashis (Masahiro Motoki) bleibt dem Publikum lange Zeit genauso verborgen wie Kristófer. Dessen behauptete äußerliche Ähnlichkeit mit John Lennon suggeriert eine beziehungstechnische Bestimmung. Deren schicksalhaftes Scheitern wiederum steht im Zentrum einer Geschichte, die nicht Kristófers sein sollte, sondern Mikos. Ihr Erleiden medizinischer Gewalt und durch Gender-Bias verstärkter Diskriminierung interessieren Kormakur lediglich aufgrund deren Implikationen für seinen hundeäugigen Helden. Analog dazu ist Japans Kriegstrauma nur historische Hintergrund-Dekoration westlicher Wehmut.
Der ermüdende Mangel dramatischen Momentums Baltasar Kormákurs ausgewalzter Adaption Olaf Olafssons gleichnamigen Bestsellers steht in irritierendem Widerspruch zu dessen methodischer Marginalisierung komplexer historischer Themen. Deren verspätete Etablierung im Schlussakt der larmoyanten Liebelei wirkt wie ein psychologisch und dramatisch gleichermaßen unausgegorener Nachtrag. Der behauptet geschichtliches Gewicht in einem profanen Plot, durchsetzt von sexistischen Sensibilitäten und rassistischen Ressentiments. Das schwache Spiel des Hauptdarstellers verstärkt die Aura emotionaler Manipulation der seichten Story, geprägt von Anmaßung und Appropriation.
- OT: Touch
- Director: Baltasar Kormákur
- Screenplay: Baltasar Kormákur, Olaf Olafsson
- Year: 2023
- Distribution | Production © Universal Pictures