„Du möchtest einen Mann, der dich liebt, und du möchtest ein Kind, mindestens eins.“ Ist er wirklich so simpel definiert, der ideologisch und idealistisch überfrachtete Begriff, den Caroline Schmitz zum Titel ihres experimentellen Dokumentarfilms macht? Jedenfalls ist er das für die Regisseurin und Drehbuchautorin, die für ihr knapp unter 90 Minuten langes Projekt acht Originalberichte von Müttern als Synchronstimmen einer Performance Anke Engelkes installiert. Audio-Authentizität trifft auf visuelle Fiktion. Das könnte durchaus spannend sein, würde Schmitz Engelkes nüchterne Darstellung des Alltags einer Theaterschauspielerin nutzen, um das als Synchronstimmen Gehörte kritisch zu reflektieren. Potenzial dazu bieten die selektiven Statements genug.
Da wird geschwärmt von höchsten Glücksgefühlen beim Stillen, die Trennung vom Kind als intellektueller Totalausfall beschrieben, patriarchalische Mythen der biologischen Uhr und durch aufgedrängten Hetero-Sex heilbare „Frigidität“ werden bestätigt. Schmitz präsentiert die in ihrer reaktionären Beschränktheit und privilegierten Selbstgerechtigkeit oftmals erstreckenden Aussagen nicht nur als rational, sondern repräsentativ. Sind sie aber nicht. Wertkonservativen, weißen, mindestens mittelalten, straighten, familiaristischen Wohlstandskosmos, wo Kinder selbst beim Toilettengang überwacht werden und Gatten Bügeln als Zumutung empfinden. Kein Wort von Armut, Handicaps, Überforderung, Diskriminierung, ungewollter Schwangerschaft und Ablehnung der eigenen Mutterrolle. Deren reduktive Monopolisierung berät unabsichtlich mehr über elitäre Kurzsichtigkeit als über das eigentliche Filmthema.
- OT: Mutter
- Director: Carolin Schmitz
- Screenplay: Carolin Schmitz
- Country: Germany
- Year: 2022
- Running Time: 87 min.
- Cast: Anke Engelke
- Release date: 29.09.2022
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