Die Anmahnung des Verleihs den finalen Plot-Twist der im Trailer effektive präsentierten Prämisse in Filmrezensionen nicht zu verraten, unterstreicht die Reduktion von M. Night Shyamalans Werken auf eine alle vorherigen Ereignisse neu definierende Enthüllung. Auf die verweist der Regisseur und Drehbuchautor in seinem Mystery-Thriller allerdings nicht nur mit Zaunpfahl-Winken, sie ist weitgehend irrelevant für den Großteil der um komplett andere Motive zentrierten Handlung. Die entspinnt sich an einem trügerisch idyllisch anmutenden Strand.
Der Hauptschauplatz, den die in drei Gruppen unterteilten Figuren in einer bezeichnend Beckett’schen Pointe nicht mehr verlassen können, wurde wohl nur deshalb nicht zum Titelort, da The Beach bereits mehrfach vergeben war. Die Etablierung paradiesischer Naturschönheit, deren bedrohliche Vorzeichen die mit ihren privaten Problemchen beschäftigten Elitegäste ignorieren, macht den ersten zum vergnüglichsten der drei in Stimmung und Dramaturgie auffällig uneinheitlichen Akte. Shyamalan lag schon immer weniger an der Auflösung seiner Szenarien als an deren Konstruktion.
In letzter platziert er sich selbst buchstäblich als Richtungsweiser (director); einer zahlreicher sarkastischer Verweise eines zwischen Horror, Drama und Comedy oszillierende Plots. Der funktioniert am besten solange er sich auf das existenzialistische Grauen rapider Alterung und dadurch forcierte Konflikte konzentriert. Die Konsequenz Pierre Oscar Levys und Frederik Peeters Comic-Vorlage, deren Titel Sandcastles schon die epochale Nichtigkeit menschlicher Unternehmungen impliziert, vermeidet die Story jedoch zugunsten eines ernüchternd konventionellen Konzepts, das die aufgebaute Spannung unterminiert.
Ein exzellentes Ensemble, das die Alterung mit minimalen Effekten glaubhaft macht, eine klaustrophobische Kulisse und faszinierende Prämisse bilden die solide Basis M. Night Shyamalans spielfilmlanger Folge Twilight Zone. Deren Handlung wählt zum eigenen Nachteil den entgegengesetzten Ansatz der Vorlage, der das albtraumhafte Szenario vorrangig zur Demaskierung zwischenmenschlicher Abgründe diente. Im Comic dekonstruierte sozialdynamische Dogmen idealisiert die Verfilmung, deren Logiklücken immer weiter klaffen. Abstruse Erklärungen stellt der passable Mystery-Horror über philosophisches Potenzial und psychologische Komplexität.
- OT: OLD
- Regie: M. Night Shyamalan
- Drehbuch: M. Night Shyamalan, Pierre-Oscar Lévy, Frederick Peeters
- Produktionsland: USA
- Jahr: 2021
- Laufzeit: 108 min.
- Cast: Gael García Bernal, Vicky Krieps, Rufus Sewell, Alex Wolff, Thomasin McKenzie, Abbey Lee, Nikki Amuka-Bird, Ken Leung, Eliza Scanlen, Aaron Pierre, Embeth Davidtz, Emun Elliott, Alexa Swinton, Gustaf Hammarsten, Kathleen Chalfant, Francesca Eastwood
- Kinostart: 29.06.2021
- Beitragsbild © Universal Pictures