Falls sich je irgendwer in einem Anfall masochistischer Neugier fragte, was die straighte Version von Camp wäre, findet sich die Antwort bei Zack Snyder. Dessen elfter Film, bei dem er zum dritten Mal neben Regie sowohl Story und Drehbuch als auch Kamera und Produktion übernahm, ist ein superlativ-süchtiges Spektakel, das die stilistische Signatur so überdeutlich trägt, dass der unvermeidliche Schlusstitel „A Zack Snyder Film“ kaum übertrieben wirkt. Die arrogante Aneignung der Arbeit sämtlicher Beteiligten, von denen niemand das hoffnungslos hirnverbranntes Heldenlied retten kann, fügt sich nahtlos in das kleptomanische Konzept des aberwitzigen Auftakts einer als Zweiteiler angelegten Science-Fiction-Saga epischen Ausmaßes.
Letztes bestimmt wohl der Erfolg der überlangen Galerie Charakter-Postern. Die rudimentäre Handlung des ersten Teils begnügt sich mit der Vorstellung der tragenden Figuren, die so authentisch und originell wirken wie die Kopie einer Kopie einer Kopie, und der Etablierung des fiktiven Kosmos. Als der skrupellose Admiral Atticus Noble (unterhaltsam fies: Ed Skrein) im Namen des despotische Motherland das schutzlose Bauerndorf bedroht, in dem die desertierte Elite-Soldatin Kora (Sofia Boutella) Zuflucht gefunden hat, rekrutiert sie begleitet vom Farmer Gunnar (Michiel Huisman) eine drei berüchtigte Outlaws und eine Armee idealistischer Rebellen im Kampf gegen den sadistischen Regenten, der obendrein ihr (Zieh)Vater ist.
Was nach Fan Fiction zu Akira Kurosawas Sieben Samurai und Star Wars klingt, ist genau das und noch mehr – mehr abgekupferte Ideen. Lord of the Rings, Blade Runner, Gladiator, Matrix, Alien, Superman … Bevölkert wird das generische Geschehen von stereotypen Charakteren, allesamt vorbelastet mit klischeehaften Schicksalsschlägen, von denen sie detailgenau berichten. Manche Szenen laden geradezu zum Filme-Zählen ein, so zahlreich sind die visuellen und narrativen Anleihen. Übertüncht werden die dreisten Derivate von Snyders charakteristischen Manierismen. Zeitlupen, Schaukasten-Szenen, entsättigte Farben, chorale Klänge, pathetische Posen und schwache CGI-Efekte machen die phantasielose Kampfszenen-Collage zu einer ermüdenden Endlos-Parade pompösen Pathos, bigottem Bombast und martialischer Megalomanie.
Die Filme, bei denen Zack Snyder zusätzlich zur Regie auch das Drehbuch übernahm, waren schon immer noch protziger, prätentiöser und populistischer als diejenigen, die er nur inszenierte. Sein selbstverliebtes Sci-Fi-Symposium ist da keine Ausnahme. Das fähige Ensemble kann den platten Charakteren und albernen Dialogen, die jede Emotion zu Tode erklären, keinerlei Kontur geben. Mit ihren egomanischen Exzessen passt die in ihrer Synthetik an ein PC-Spiel erinnernde Optik zum überlegenere Werke plündernden Patchwork-Plot. Der wuchtige Soundtrack, melodramatische Monumentalismus und die dumpfe Ideologie komplettieren ein auf visueller und dramatischer Ebene gleichsam krudes Kriegsepos, das es mangels Selbstironie nur zu unfreiwilliger Komik schafft.
- OT: Rebel Moon Part I: A Child of Fire
- Director: Zack Snyder
- Screenplay: Kurt Johnstad, Zack Snyder, Shay Hatten
- Country: USA
- Year: 2023
- Running Time: 133 min.
- Cast: Sofia Boutella, Ed Skrein, Cleopatra Coleman, Cary Elwes, Anthony Hopkins, Charlie Hunnam, Jena Malone, Michiel Huisman, Corey Stoll, Djimon Hounsou, Stuart Martin, Bae Doona, Dominic Burgess, Rhian Rees, Alfonso Herrera, Ray Fisher
- Image © Netflix