Nach zwei missglückten Versuchen Jim Davis’ Cartoon-Kater auf die große Leinwand zu verbrachten, hatten Mark Dindal und Sonys Produzenten ausführlich Gelegenheit, aus den Fehlern der Konkurrenten von Fox zu lernen. Doch stattdessen maximieren der Regisseur und sein Drehbuchautoren-Trio David Reynolds, Mark Torgove und Paul A. Kaplan die Mankos der filmischen Vorgänger. Deren Einnahmen stiegen und fielen antiproportional zu den Kritikbewertungen. Mit anderen Worten: Je schlechter ein Garfield Film rezensiert wird, desto mehr Kasseneinnahmen generiert er.
Das sind lukrative Aussichten für den dritten des hedonistischen Helden, der mit dem Original der Comic-Vorlage nur noch optisch und namentlich verwandt scheint. Eine ähnliche Distanz empfindet Garfield (Sprecher: Chris Pratt) gegenüber seinem lange verschwundenen Vater Vic (Samuel L. Jackson), der ihn einst als Kätzchen zurückließ. Beider vorhersehbare Versöhnung verpackt die sinnfreie Slapstick-Story in einen mit alberner Action und infantilen Gags aufgepumpten Heist-Plot, der Vater, Sohn und ihrem stummen Begleiter Odie (Harvey Guillén) Teamwork abverlangt.
Viel Hektik gemessen an der Simplizität der auf neun Panels verteilten Cartoons, die um eine überschaubare Auswahl trivialer Themen kreisten: Garfield hasst Montage, liebt Lasagne, verachtet Odie und manipuliert Jon. Gerade letzte zwei Aspekte machten ihn amüsant nicht nur für Katzenmenschen, die darin die Vierbeiner-Persönlichkeit wiedererkannt. Der Kino-Charakter ist nur eine weichgespülte Version, die lernt, dass elterliche Vernachlässigung ein lässlicher Fehler sei. Eine fragwürdige Message, gerade in Anbetracht der filmischen Neuausrichtung auf ein reines Kinderpublikum.
Die bewusste Vermeidung politischer und gesellschaftlicher Kommentare, mit denen Jim Davis seine Garfield-Cartoons von zeitgenössischen Werken abgrenzte, sind wohl ein entscheidender Grund für Garfields Re-Animation. Gemäß konservativer Konsens heißt „keine politische Botschaft“ verkappter Reaktionismus. So sind die einzigen zwei weiblichen Figuren patriarchalische Klischees, deren eines mehrfach für ihre und anderer Verfehlungen büßt, während den männlichen Charakteren Freundschaftsverrat und Familienverlassen nachgesehen wird. Bescheidene Animationen und tumben Humor werten in der deutschen Synchronfassung nichtmal die Sprach-Cast auf.
- OT: The Garfield Movie
- Director: Mark Dindal
- Screenplay: David Reynolds, Mark Torgove, Paul A. Kaplan, Jim Davis
- Year: 2023
- Distribution | Production © Sony