„Chauvinismus la vie“ wäre ein treffenderer Titel für Franck Dubosc zweite Regiearbeit. Deren Wert- und Weltbild ist so rückständig wie der vom Regisseur und Drehbuchautor passenderweise persönlich verkörperte Hauptcharakter. Seine vorgebliche Wandlung vom mürrischen Macho zum fürsorglichen Gemeinschaftsmenschen markiert tatsächlich eine Festigung seiner gestrigen Grundsätze. Selbige vertritt anscheinend nicht nur Duboscs Leinwand-Alter-Ego Tony. Durch einen Herzinfarkt an seine Sterblichkeit erinnert, sehnt sich der Schnauzer tragende Schulbusfahrer nach der Zuwendung seiner vor zwanzig Jahren zurückgelassenen Tochter.
Maria (Louna Espinosa) arbeitet – man ahnt es – in Paris als Rumba-Lehrerin, in deren Kurs sich Tony unter falschem Namen einschreibt. Dieses Übergriffigkeit Ausspionieren ist noch harmlos im Vergleich zu den inzestuösen Implikationen, aus denen die abgenutzte Story Lacher zu schinden versucht. Nicht genug, dass die Leidenschaft des erotisierten Tanzes als Gleichnis für Tonys Sehnsucht nach Maria dient. Maria flirtet mit Tony. Auf den fliegen nicht nur sämtliche Kursteilnehmerinnen, sondern sein langjähriger Kumpel Gilles (Jean-Pierre Darrousin).
Wie Tonys afro-französische Nachbarin Fanny (Marie-Philomène Nga) ist seine einzige dramatische Funktion der unermüdliche Einsatz für den weißen straighten Cis-Mann, der im Gegenzug seine Vorurteile minimal zügelt. Letztes gilt als großartige Leistung des Hauptcharakters, dessen Egoismus nicht kritisiert, sondern als mutige Authentizität gefeiert wird. Marias Gefühle und die ihrer Mutter Carmen (Karina Marimon) sind hier so bedeutungslos, dass sogar Tonys zukünftiger Schwiegersohn ihn auffordert, sich über Marias Wunsch hinwegzusetzen. Das ist nicht väterlich, sondern patriarchalisch.
Auch Franck Duboscs zweiter Spielfilm dreht sich um eigennützige Unaufrichtigkeit und männliche Egozentrik, die als Liebe dargestellt werden. Dabei arrangiert der Regisseur, Hauptdarsteller und Drehbuchautor in Personalunion nahezu jede Szene um seine Persona, die dem weder schauspielerisch noch inszenatorisch gewachsen ist. Das Resultat ist eine Schwung- und witzlose Altherren-Revue, die um Nachsicht für alte weiße Konservative vom Schlage des Protagonisten wirbt. Hoffentlich vergebens, lässt sich angesichts der abgeschmackten Mischung aus Reaktionismus und Rassismus nur sagen.
- OT: Rumba la vie
- Director: Franck Dubosc
- Screenplay: Franck Dubosc
- Country: France
- Year: 2022
- Running Time: 102 min.
- Cast: Franck Dubosc, Louna Espinosa, Jean-Pierre Darroussin, Marie-Philomène Nga, Karina Marimon, Catherine Jacob, Michel Houellebecq, Marie Vincent, Constantin Vidal, Claire Bouanich, Christophe Canard, Philippe Uchan, Iziah Mouëza, Adèle Choubard, Nicolas Chupin, Matteo Locasciulli
- Release date: 22.06.2023
- Image © Neue Visionen