Nate Parkers Regiedebüt erzählt von Manipulation, doch auf gänzlich andere Art als vom Hauptdarsteller und Co-Drehbuchautor beabsichtigt. Das brisante Thema Rassismus ist lediglich die Rechtfertigung eines missionarischen Erlöser-Epos, in dem die Grenzen zwischen historisch äußerst fragwürdigem Biopic und Selbstinszenierung verwischen. Seinen Beinah-Namensvetter etabliert der Regisseur von Anfang an als von Gott Auserwählten. Die eitle Dramaturgie legt nahe, dass er diesen Nimbus auch für sich selbst beansprucht. Der von D. W. Griffiths kinematischem Meilenstein entliehene Titel behauptet eine filmgeschichtliche und revisionistische Bedeutung, die The Birth of a Nation nie erreicht. Die vorgebliche Aufarbeitung rassistischer Geschichtsklitterung demaskiert sich früh als pathetische Propaganda mit eigener Agenda.
Deren Hauptpunkt ist Gottgläubigkeit. Sie motiviert neben Turners heroisierten Taten jede Szene und jeden Dialog. Jedes zweite Wort auf der sonnigen Südstaatenplantage ist „Lord!“. Unter dessen Hand gedeiht der junge Nat Turner (Tony Espinosa) bei seinem tiefgläubigen Sklavenhalter, dessen Gattin (Penelope Ann Miller) ihm „das beste Buch von allen“ zu lesen gibt. Na klar, die Bibel. Mit ihr macht er später als Prediger aufrührerische Mitsklaven folgsam. Dass der Zweck jeder Religion das Einlullen von Menschen aller Hautfarbenist, wirdsystematisch ausgeblendet. Kritisiert werdennur„falschen Propheten“ wie der schmierige Reverend (Mark Boone Junior), der Turners Kindheitsfreund Sam (Armie Hammer) vom rechten Weg abbringt. Alle positiven Figuren preisen den Herren, der die Bösen offenbar alle mitHässlichkeit gebrandmarkt hat.
Die Schönste ist dafür Nats Zukünftige Cherry (Aja Naomi King), die wie alle Frauen stets aus männlicher Perspektive betrachtet wird. Sexuelle Gewalt zählt einzig als Affront gegen die Männer der Opfer, denen keinerlei Handlungsvermögen oder Gerechtigkeitsanspruch zugestanden wird. Vor dem Hintergrund der Kontroverse um die Vergewaltigungsklage gegen Parker und seinen Co-Drehbuchautor Jean McGianni Celestin ist es unmöglich, darin keine warnende Botschaft an die Betroffenen zu sehen. Die in diesem Kontext besonders geschmacklose Heuchelei der Heilands-Mär bestätigt unterschwellig die inhumane Doktrin von Duldsamkeit und menschlicher Minderwertigkeit, die sie anzuprangern vorgibt.
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