“Dinge sind nur Dinge”, kommentiert Melanie Griffith sonore Hintergrundstimme mit der einlullenden Freundlichkeit einer automatischen Zeitansage in Amanda Kramers bizarrer Body-Swap-Komödie. Doch genau diese profane Erkenntnis konterkariert die surreale Story, in der Juliette Lewis als unscheinbare Camille sich in einen Gegenstand verwandelt. Bei selbigem handelt es sich um einen Designerstuhl, der in dem Möbelgeschäft zwischen extravaganten Modellen höchstens durch seine Schlichtheit auffällt. Alle sind sofort fasziniert von dem Objekt, das Eifersuchtsdramen und Romanzen entfacht.
Falls das noch nicht skurril genug klingt: Sämtliche Figuren sprechen in melodramatisch stilisierten Dialogen, deren Künstlichkeit weiter die Botschaft der gesellschaftskritischen Groteske einhämmert. In einer ultramaterialistischen Welt empfinden Menschen mehr für Gegenstände und Prestigeobjekte als füreinander. Die Apathie und passive Aggressivität der Protagonist*innen gegenüber Camille, deren unbefriedigtes Verlangen nach dem Stuhl beide verschmelzen lässt, und dem Barpianisten Olivier (Mamoudou Athie), der den Stuhl geschenkt bekommt, steht im Kontrast zu ihrer Liebe zu Konsumgütern.
Kein Wunder also, wenn die Ungeliebten und Unbeachteten wie Camille und Olivier sich entweder nach dem Status der Gegenstände sehnen oder sich leidenschaftlich an diese schmiegen. Das betont theaterhafte Szenario wird nebenher buchstäblich zur Bühne für Stepp und Ausdruckstanz, die nicht nur die Abstraktion des Geschehens unterstreichen, sondern die spärliche Handlung mühsam auf Spielfilm-Länge strecken. So seelenlos und blutleer wie das zentrale Objekt ist letztlich auch die Inszenierung, die Albernheit und Absurdität mit Originalität verwechselt.
Die eigentliche Ironie Amanda Kramers schriller Körpertausch-Komödie ist weniger der allseits bekannte Materialismus einer an ihrer eigenen Bedeutungslosigkeit krankenden Bourgeoisie, die hier mit tänzerischen und verbalen Verrenkungen vorgeführt werden soll. Es ist vielmehr der Umstand, dass die eindimensionale Satire auf das spekuliert, was sie zu kritisieren vorgibt: dass die Zuschauenden auf Sundance, wo die besser für die Bühne als die Leinwand geeignete Inszenierung Premiere feiert, einen Geist in sie hinein interpretieren, das nicht da ist.
- OT: By Design
- Director: Amanda Kramers
- Screenplay: Amanda Kramer
- Year: 2025
- Distribution | Production © Smudge Films