Über eine überlebensgroße Persönlichkeit wie Robert A. Nakamura eine Dokumentation zu machen ist für sich schon eine Herausforderung. Kaum vorzustellen, wie groß diese sein muss, wenn hinter der Kamera ein Kind des amerikanisch-japanischen Medienschaffenden steht. Genau in diese Position begibt sich Tadashi Nakamura. Der Sohn des prägenden Fotografen, Filmemachers und Schullehrers, der 1970 mit der Visual Communications alias VC die älteste kommunale asiatisch-pazifisch-amerikanische Medieninstitut der USA gründete, markiert mit seinem Porträt auch einen familiären Schlüsselmoment.
Dieser einschneidende Moment ist die Parkinson-Diagnose, die Robert A. Nakamura erhält, während die biografische Chronik seines Sohnes gerade in vollem Gange ist. Für die Familie des Protagonisten kommt die Nachricht als ein Schock, der für den jungen Filmemacher zum Anlass einer vielschichtigen Reflexion wird. Diese dreht sich zum einen natürlicherweise um seine Beziehung zu seinem Vater: auf professioneller Ebene, im privaten Rahmen und schließlich auch abstrakt als Fokus seines filmischen Werks.
Dessen Tiefgang und Bedeutung, sowohl als intimes Zeugnis als auch als historische Rezeption einer essenziellen Figur der amerikanisch-asiatischen Kulturgeschichte. Deren Aufarbeitung, insbesondere die beklemmenden Kapitel der anti-japanischen Verfolgung und Internierung während des Zweiten Weltkrieges, vermischt sich organisch mit dem Ergründen der eigene Familienhistorie. Das Festhalten ist dabei auch immer ein Loslassen und umgekehrt. Die Verankerung des Persönlichen in einem kollektiven Gedächtnis zeigt sich als kreative Möglichkeit des Umgangs mit Schmerz und Verlust, gegenwärtig, vergangen und bevorstehend.
Die Vielfalt und Reichhaltigkeit des visuellen Materials, das Robert A. Nakamura im Laufe seines einflussreichen Lebens angelegt und bewahrt hat, bietet zugleich den narrativen Ankerpunkt und medialen Hintergrund der feinfühligen Melange aus Hommage, Familienchronik und Werkschau. Gerade im Schlaglicht der alarmierenden Radikalisierung der US-Politik liegt die Relevanz des persönlichen Porträts nicht nur in der Würdigung einer Ikone der asiatisch-amerikanischen Medienwelt, sondern der Erinnerung an eine traumatische Vergangenheit im Schatten von nationalistischer Paranoia und Xenophobie.
- OT: Third Act
- Director: Tadashi Nakamura
- Screenplay: Tadashi Nakamura, Victoria Chalk
- Year: 2025
- Distribution | Production © Generation Films LLC