Sieht man darüber hinweg, dass Gareth Edwards erster originale Filmstory seit seinem Indie-Hit Monsters auffällige Gemeinsamkeiten mit The Golden Child teilt (ein Schwarzer Staatsbeauftragter beschützt ein buddhistisch gecodetes Mädchen mit quasi-göttlichen Kräften vor einem skrupellosen Gegner, um die Frau seines Herzens ins Leben zurückzuholen), ist liegt der Reiz des gehypten Sci-Fi-Spektakels in dessen Originalität. Die vom Regisseur mit Co-Drehbuchautor Chris Weitz entworfene Zukunftsvision, in der Amerika hochentwickelte humanoide Roboter erst in allen Facetten des gesellschaftlichen Miteinanders einsetzte, doch nach einem Atomanschlag auf L.A. den sogenannten AI den Krieg erklärte, während Asien zum Zufluchtsort der verfolgten Maschinen wurde, ist angenehm unverbraucht.
Paradoxerweise bleiben jedoch sowohl auf dramaturgischer als auch allegorischer Ebene die spannendsten Aspekte des überdeutlich von Blade Runner, Star Wars und Apocalypse Now inspirierten und mit makellosen Effekten bebilderten Kino-Kosmos unergründet. Wie steht Amerikas Öffentlichkeit zum Robozid? Was ist mit der radioaktiven Strahlung? Wie menschlich sind die Maschinen? Nach dem parabolischen Plot menschlicher als die Menschen, die Undercover-Spezial-Agent Joshua (John David Washington) aussenden, in Asien den mysteriöse AI-Ally The Creator und dessen neuentwickelte Superwaffe zu eliminieren. In der Hoffnung, seine totgeglaubte Frau, The Creators vermutete Tochter Maya (Gemma Chan) zu finden, flieht Joshua mit der Waffe: Roboter-Kind Alfie (Madeleine Yuna Voyles).
Die visuelle und dramatische Stärke der Handlungskapitel, deren Namen die prototypische Rolle und Entwicklung der Figuren vorwegnehmen, liegt in den politischen Parallelen: Vietnam-Krieg, militärische Durchsetzung der US-Agenda in fremden Nationen, die taktische Konstruktion eines Feindbilds zur symbolischen Bestrafung eines Desasters. Die daran geknüpfte humanistische Botschaft, die sich auffällig vom Neo-Reaktionismus des Gegenwartsfilms abhebt, überlagern indes die messianischen Motive und spirituelle Symbolik. Die Namen der Charaktere, die trotz des überzeugenden Schauspiels letztlich durchschaubare Stereotypen bleiben, und das Poster zementieren den religiösen Subtext, der die liberalen Hintergrundelemente konterkariert. Das handlungszentrale Schisma spiegelt sich in der imposanten Inszenierung der symbolträchtigen Sci-Fi-Saga, die ihr philosophisches Potenzial untergräbt.
- OT: The Creator
- Director: Gareth Edwards
- Screenplay: Chris Weitz, Gareth Edwards
- Country: USA
- Year: 2023
- Running Time: 133 min.
- Cast: John David Washington, Madeleine Yuna Voyles, Gemma Chan, Allison Janney, Ken Watanabe, Sturgill Simpson, Amar Chadha-Patel, Marc Menchaca, Robbie Tann, Ralph Ineson, Michael Esper, Veronica Ngo, Ian Verdun, Daniel Ray Rodriguez, Rad Pereira, Sydney Skidmore
- Image © Walt Disney