„Die Chinese sagen: Wo Eisen ist, ist auch Rost.“ Dementsprechend ist einiges rostig in Rapper und Produzent RZA’s Regiedebüt, das hoffentlich auch sein Regie-Schwanengesang wird. Neben seinem inszenatorischen Talentmangel beweist er den darstellerischen mit seiner zwischen Selbstverehrung und kindlicher Heldenfantasie changierenden Verkörperung von The Blacksmith. Der (Leinwand)Sohn von Pam Grier (Yeah!) und einem weißern Südstaatenfarmer (Buuuh!) jobbt im China des 19. Jahrhunderts in Jungle Village, dem Klischee eines altasiatischen Sündenpfuhls. Dort schmiedet (na klar) er das nötige Mordwerkzeug für die rivalisierenden Klan-Chefs, die nach der Ermordung des bisherigen Machthabers Golden Lion (Chen Kuan-tai) um die Vorherrschaft und einen staatseigenen Goldschatz kämpfen.
Auf dem unehrenhaften Pfad wandelt er aus Liebe zu Lady Silk (Jamie Chung). Sie lebt im Bordell von Madam Blossom (Lucy Liu), wo Fäden und Fehden des Plots zusammenlaufen und Jack Knife (Russell Crowe) abhängt. Ohne Kampfnamen geht hier nix. Darum nennt sich Golden Lions Thronfolger Zen-Yi (Rick Yune) The X-Blade und ein Erzschurke Poison Dagger (Daniel Wu). Das alte China muss man sich als nationgewordene WWE. Von dort kommt Brass Body (David Bautista). Dessen Alias ist eher uncool, da die Kampfnamen im Laufe der Handlung immer peinlicher werden: „Führer des Klans der elf Nagetiere“? Da The Blacksmith seinen Kampfnamen zuletzt kriegt, ist das der dämlichste und dummerweise zugleich der Kinokassenkampfname des Films. Die Idee dazu kam RZA bei der Soundtrack-Komposition für Kill Bill. 30 Tage machte er sich am Set von Quentin Tarantino, der in den Credits als Präsentator auftritt, Notizen.
Einen mit inszenatorischen Spielereien, lässigen Sprüchen und Genre-Anspielungen protzenden Kult-Hit zu fabrizieren kann so schwer nicht sein, oder? Doch, beweist das miese Resultat. Eli Roth durfte dabei wohl bloß die Blutfontänen sprudeln lassen, denn RZA ersann laut Roth „jeden Klan, jeden Kampfstil, jedes Kostüm“ Entsprechend kurios ist die Optik des infantilen Kampfshow-Kinos. Spätestens, wenn der männliche Part eines Killer-Duos (Andrew Lin, Grace Huang) seine Partnerin wie beim Rock’n’Roll in die Luft wirbelt, ist offensichtlich, dass die Kämpfe Tanznummern eines pompösen Martial-Arts-Musical sind. Spaßiger Trash? Nein, die Inszenierung ist so humorfeindlich wie Blacksamith, dem Silver Lion (Byron Mann) die Arme abhacken lässt. Doch jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und der Titelcharakter hat noch ein Eisen im Feuer. Daraus werden die Titelfäuste und wenn die fliegen, hagelt es Augäpfel. Wer denkt, der Holzhammer könne nicht derber sein, sollte den Riesenpfeiler sehen, den Brass Body am Ende heranschleppt.
Der unfreiwillige Camp-Faktor entgeht einzig dem Regisseur, der mimisch, musikalisch oder durch seinen redundanten Off-Kommentar permanent präsent ist. Je mehr er seine Verbindung zum authentischen Eastern betonen will, desto augenfälliger wird seine Verwurzelung in Mainstream-Unterhaltung von Karate Kid und Kung Fu Panda. Manches sei gefährlich, manches unpraktisch, erklärt der Regisseur seinen vor schäbigen Masken- und Spezialeffekten strotzendes Debüt: „Also macht man besser CGI!“ Noch besser: macht es gar nicht.
- OT: The Man with the Iron Fists
- Regie: RZA
- Drehbuch: Eli Roth, RZA
- Produktionsland: USA
- Jahr: 2012
- Laufzeit: 95 min.
- Cast: Russell Crowe, Lucy Liu, Jamie Chung, RZA, Dave Bautista, Pam Grier, Cung Le, Rick Yune
- Kinostart: 29.11.2012
- Beitragsbild © Universal © LA / Ignition