„If you want to understand your mother write about her“, hört die junge Leila (Layla Mohammadi) von ihrer Großmutter Mamanjoon (Bella Warda), deren Worte im richtigen Leben so viel wie „Quatsch mich nicht damit zu“ bedeuten. Aber die knallige Welt Maryam Keshavarzs generationsübergreifender Culture-Clash-Comedy ist natürlich nicht das richtige Leben, auch wenn sie darauf basiert … „sort of“. Der augenzwinkernd relativierte Realitätsanspruch ist das Erste zahlreicher Kino-Klischees, aus denen sich die fragmentierte Handlung des Mutter-Tochter-Monuments zusammenfügt.
Wie wenig subtil die Regisseurin und Drehbuchautorin dabei vorgeht, exemplifiziert die Eröffnungsszene. Mit Tschador bis zur Taille und abwärts Bikini spaziert das fiktive Alter Ego der Regisseurin und Drehbuchautorin durch New York; wortwörtlich eine wandelnde Repräsentation ihrer kulturellen Dichotomie. Die macht die wahre Heldin des zwischen einer Handvoll Zeitebenen schlingernden Plots noch etwas cooler als sie sowieso schon immer war. Wie cool zeigt eine Reihe komödiantischer Kindheitsszenen, in denen Leila Cindy-Lauper-Kassetten in ihr Elternland schmuggelt.
Als sei das Überwinden systemischer Unterdrückung buchstäblich ein Kinderspiel, tanzt im nächsten Moment die iranische Verwandtschaft und Bekanntschaft zu Girls just wanna have Fun eine Bollywood-reife Choreographie. Trotzdem war die Zerrissenheit zwischen den ideologischen Identitäten Irans und der USA angeblich schwer belastend, sodass die erwachsene Leila so quirky und edgy ist, dass sie durch die vierte Wand spricht oder total ungestylt, aber trotzdem total toll aussehend ihrer Ex Elena (Mia Foo) über den Weg läuft.
Elena bittet Leila, sie nicht länger zu stalken, aber Stalking soll in der Aneinanderreihung von RomCom-Tropen natürlich witzig sein. Genau wie Leilas ungeplante Schwangerschaft von einem One-Night-Stand. „I love Drag Queens“, erklärt sie dem in Drag auftretenden Schauspieler und zukünftigen Kindesvater (Tom Byrne). Queerness ist hier nur ein Fetisch ist; eine rebellische Phase. Die überwindet Leila überwindet mit neuem Verständnis ihrer homophoben Mutter Shireen (Niousha Noor), deren Geschichte eine tonal und narrativ dissonante Rückblende ausbreitet.
Denn wer so cool ist wie Leila braucht auch eine außergewöhnliche Familie mit acht Brüdern, die statt mit Namen mit Stereotypen vorgestellt werden, und herzkrankem Vater (Bijan Daneshmand), an dessen Krankenbett alle zusammenkommen sollen. Vorhersehbar ist es Leilas Krankenhausbett, an dem das geschieht. Alles und jede*r in der planlos zwischen Melodram und Musical, Familienkomödie und Farce existiert einzig, um die Heldin vor und implizit noch mehr die hinter der Kamera besser aussehen zu lassen.
Weder die generischen Gags der Rahmenhandlung noch das selbstzweckhafte Sentiment der Binnenerzählung wecken Emotionen in Maryam Keshavarz narzisstischer RomCom. Deren formelhafter Inszenierung fehlen Fokus und Konsequenz, um die kontrastierenden Narrative zu einem stimmigen Gesamtbild zu verbinden. Ironischerweise ist die (Un)Vereinbarkeit von Gegensätzen eines der unter Gemeinplätzen erstickten Kernmotive. Doch das überdimensionale Ego der Schlüsselfigur lässt keinen Raum für schauspielerische Entfaltung oder dramatische Substanz. Ausgerechnet das, was die verworrene Story am meisten will, fehlt: Authentizität.
- OT: The Persian Version
- Director: Maryam Keshavarz
- Screenplay: Maryam Keshavarz
- Country: USA
- Year: 2023
- Running Time: 107 min.
- Cast: Layla Mohammadi, Niousha Noor, Kamand Shafieisabet, Bijan Daneshmand, Bella Warda, Sachli Gholamalizad, Chiara Stella, Shervin Alenabi, Jerry Habibi, Arty Froushan, Samuel Tehrani, Reza Diako, M. Mehdi Tahmasebi, Parmida Vand, Ash Goldeh, Andrew Malik
- Image © Sony Pictures