Bei seinem Krimi arbeitet Nick Stagliano so wenig meisterhaft wie der namenlose Titelcharakter (ausdruckslos: Anson Mount). Die Story eines reuegeplagte Auftragskillers, dem sein skrupelloser Mentor (Anthony Hopkins holt seinen Gehaltscheck) einen ominösen Auftrag in einem verschneiten Kaff zuteilt, wurde schon mit prominenterer Besetzung und besserem Plot effektiver erzählt. Mangelnde Originalität wäre verzeihlich, würden der Regisseur und Co-Drehbuchautor James C. Wolfe zumindest ein passables B-Movie abliefern. Doch der pompöse Erzählerkommentar ist nur der nervigste diverser Schwachpunkte der faden Inszenierung, die ihre durchschaubaren Rätsel übererklärt. Die aberwitzige Inkompetenz des Protagonisten passte besser in eine Satire als einen bemüht düsteren Neo-Noir.
Der sich seiner Expertise rühmende Killer vermasselt einen Job nach dem anderen mit wortwörtlich fatalen Folgen. Aber wer einen Streuner füttert und mit Hundeblick guckt, ist in Staglianos Winterwelt kein schlechter Kerl. Selbst wenn die als Collateral Damage quittierten Leichen sich so hoch stapeln, dass es schon unfreiwillig komisch wird. Eine Regisseurin hätte aus dem papierdünnen Plot, der mit Eddie Marsan als ominöser Reisender und Abbie Cornish als lüsterne Kellnerin immerhin solide besetztet ist, womöglich eine Parodie über weiße cis-männliche Selbstherrlichkeit herausgeholt. Stagliano und Wolfe indes scheinen selbst Opfer dergleichen Verblendung. Virtuos ist an ihrem Fließbandwerk höchstens dessen Talentverschleiß.
- OT: The Virtuoso
- Regie: Nick Stagliano
- Drehbuch: Nick Stagliano, James C. Wolfe
- Produktionsland: USA
- Jahr: 2021
- Laufzeit: 110 min.
- Cast: Anson Mount, Abbie Cornish, Anthony Hopkins, David Morse, Eddie Marsan, Richard Brake, Diora Baird, Chris Perfetti, Ryan Jonze, Shay Guthrie, Jenna Hellmuth, Blaise Corrigan, Estelle Girard Parks, Trent Iacono, Basil Kershner, Lory Molino
- Kinostart: 26.08.2021
- Beitragsbild © Kinostar