Kein Grund zu Besorgnis. Alles unter Kontrolle.Das notiertauch Volker Sattels konsistenterDokumentarfilm im BerlinaleForum.Die Sachlichkeit der von politischer oder ökologischer Intention äußerlich distanzierten Bilder unterminiert ein übermächtiger Hang zu Stilisierung. Licht scheint in einer Aufnahme geheimnisvoll am Ende eines Tunnels, doch dort wartet nicht wissenschaftlicher Fortschritt oder gar Erkenntnis. Vielmehr deren Gegenteil: Ignoranz. Die Kernkraft erscheint als faszinierendes Schauspiel, bei dem der Mensch sich die Natur mittels hochmoderner Technologie zu Nutzen macht und gleichzeitig beherrscht. Monotonie ersetzt bei dieser stillen Disposition kritische Untersuchung.
Doch der bereits im Titel implizierte Machtglaube ist reine Hybris, gegen die der Regisseur blind scheint. Der mehr auf technischer Ikonographie denn Information und Aufklärung fokussierte Katalog seziert und ästhetisiert die Kernkraft in einem Zug. Ehrfurchtsvoll tastet die Kamera die Gerätschaften und Prozesse hinter einer Kernreaktion ab. Zur Sezession wird der Moment, indem das komplizierte System aus Leitstellen, Geigerzählern, Überwachungsvorrichtungen und Kontrollschaltern außer Betrieb gesetzt ist. Die Stilllegung der monströsen Maschinerie umweht ein Anflug von widersinniger Tragik, als sterbe mit dem Kraftwerk mehr als eine fortwährende Gefahr.
Das überfällige Ende ist tatsächlich ein Anfang oder zumindest die vage Hoffnung darauf. Die Abschaltung markiert den Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie, einen fragilen Sieg der Vernunft von ungewisser Dauer und die Akzeptanz der Unkontrollierbarkeit bestimmter Faktoren. Dezent suggerieren die Erhabenheit evozierenden Szenen in dieser Räson einen diffusen Verlust. Der Titel präsentiert seine Doppeldeutigkeit, nach der die Kontrolle auch eine staatliche ist, unter welcher die Betreiber stehen. Das ermüdend repetitive Bulletin inszeniert neben den massigen Meilern sich selbst als ideellen Impuls und ist dabei nur dumpfer Götzendienst.
- OT: Unter Kontrolle
- Regie: Volker Sattel
- Drehbuch: Volker Sattel, Stefan Stefanescu
- Produktionsland: Deutschland
- Jahr: 2010
- Laufzeit: 102 min.
- Kinostart: 26.05.2011
- Beitragsbild © Farbfilm/ Berlinale