Blended lautet der Originaltitel von Sandler und Barrymores dritter Kino-Verkuppelung, was auf Familien bezogen soviel bedeutet wie Patchwork. Ein solches ist in der Filmwelt ein höchst fragiles Gewebe, stets zum Zerreißen gespannt wie die Nerven der darin verstrickten. Partner kommen zusammen, obwohl beide aus früheren Beziehungen Kinder haben? Unerhört, die steckt man besser abseits von Normalurlaubern in ein Spezial-Hotel! Letztes ist der Hauptschauplatz der fünften Zusammenarbeit von Sandler und seinem Stammregisseur Frank Coraci. Leidlich erfolgreich war das Duo zuletzt mit der Liebeskomödie The Wedding Singer mit Drew Barrymore. Nun gilt es die Konstellation wiederzubeleben, damit hinterher wenn nicht die eigene Filmografie, doch zumindest der Kontoauszug besser aussieht.
Nach einem missglückten Blind Date landet Witwer Jim (Sandler) mit seinem Töchter-Trio (Alyvia Alyn Lind, Emma Fuhrmann und Bella Thorne) im selben Luxus-Hotel-Komplex in Afrika wie die alleinerziehende Lauren (Drew Barrymore) mit ihren zwei Söhnen. Nach den üblichen Zankereien entdecken der ungehobelte Sportanzugträger und die überforderte Planerin ihre Gemeinsamkeiten – und Gefühle füreinander. Sandlers Signatur steht unter sämtlichen Dialogen und Gags, die monoton um libidinöse Anziehung und Abstoßung kreisen. Echten Sex gibt es nur im Tierreich, weil kopulierende Dickhäuter ungeheuer witzig sind. Menschliche Annäherungen begegnet der Plot mit der pubertären Haltung von Laurens Sohn Doug (Shaquille O’Neal). Der findet, das Eltern gar kein Privatleben zusteht. Okay, etwas großzügiger ist die Komödie, die wiederholt das korrekte Zeitteilungsmodel statuiert: 99 Prozent für die Familie, ein Prozent für einen selbst. Romantik ist während des einen Prozents tabu. Darum wirkt das vernarrte Pärchen, das mit Lauren und Jim den Gruppentisch im Speisesaal teilt, mit seinen Knutschereien eklig und als Jims älteste Tochter Hillary ihren Urlaubsflirt küssen möchte, schmatzt eine Giraffe dazwischen.
Wildtiere dürfen sich noch ansatzweise natürlich verhalten – außer wenn sie in Kostüme gesteckt, geritten oder als Hindernis gebraucht werden. Trotzdem haben die Tiere keinen Grund zu meckern. In der Obhut der Tourismusindustrie gedeihen Giraffen, Löwen, Elefanten und Nashörner prächtig. Von wegen vom Aussterben bedroht Damit auch der Erhalt der eigenen Art gesichert bleibt, wird jeder, der sich nicht vor Begeisterung überschlägt, wenn ihm überraschend ein Kinderquintett präsentiert wird, als suspekt abgestempelt. Oder – ganz schlimm – lesbisch! Auf Lauren und ihre Kollegin Jen (Wendi McLendon-Covey) fällt dieser Verdacht, weil der prüde Plot nichtmal eine Umarmung erlaubt. Jen, die den Kindern ihres Partners erst skeptisch gegenübersteht, besinnt sich zu ihrem Glück, das dann so aussieht, gemeinschaftlich Laurens Sohn Nickens (Terry Crewes) beim Homerun zuzujubeln. Jim zeigt bei dieser Gelegenheit, dass er im Gegensatz zu Laurens Ex erstklassige Vaterqualitäten besitzt. Bewiesen hat er das schon im Urlaub, wo er ihren tobenden Jungs Lektionen in Disziplin und Sport erteilt. Klar, Kinder brauchen Mutter und Vater, um normal aufzuwachsen. Single-Kinder werden depressiv bis schizophren wie Jims Töchter oder hyperaktiv bis pervers wie Laurens Söhne.
Lauren sing ihrerseits Schlaflieder und vergibt Styling-Tips, damit die mutterlosen Mädchen nicht länger für Jungs gehalten werden. Eine Dosis Transphobie macht die ironiefrei hochgehaltenen Idealbilder noch abstoßender. Gleiches gilt für die exotischen Klischees aus dem Wunschtraum eines Kolonialisten. Reiselust ins Kino lässt die anstrengende Klamauk-Tour nicht aufkommen, aber der willkürlich deutsche Verleihtitel passt trotzdem. Nach dem Trip mit Adam Sandler ist jeder Urlaubsreif.
- OT: Blended
- Regie: Frank Coraci
- Drehbuch: Ivan Menchell, Clare Sera
- Produktionsland: USA
- Jahr: 2014
- Laufzeit: 117 min.
- Cast: Adam Sandler, Drew Barrymore, Bella Thorne, Emma Fuhrmann, Terry Crews, Joel McHale, Dan Patrick
- Kinostart: 22.05.2014
- Beitragsbild © Warner Bros.