Der Titel Franco Marescos kinematischen Kalauers meint es durchaus Ernst mit dem Selbstlob des italienischen Regisseurs und seines jüngsten Werks. Das erblickt das Licht der Leinwand im Wettbewerb von Venedig, nein, nicht außer, sondern in Konkurrenz. Vielleicht hat es mit der Tendenz zu einer beachtlichen Anzahl an italienischen Beiträgen dort zu tun, vielleicht auch mit den zahlreichen Cameos italienischer Filmschaffender in der vorgeblichen Selbst-Satire, die das genaue Gegenteil ist. Der eindimensionale Plot ist ein kaum verhohlener Dauerwerbespot für seinen Schöpfer und ein Schaulaufen für seine Branchen-Besties.
Die meisten davon sind internationalen Zuschauenden komplett unbekannt. Teils, weil sie wie Produzent Andrea Occhipitini hinter der Kamera agieren oder wie Filmkritiker Francesco Puma am PC, teils, weil der Regisseur eben kein Wes Anderson oder Tarantino ist, sondern nur ein weitere alter weißer cis Mann, der seine eigene Bedeutung, Begabung und Beliebtheit maßlos überschätzt. Das vermittelt jedenfalls seine krude Komödie, die ganz meta sein will, aber augenscheinlich nicht richtig begriffen hat, was das bedeutet. So erhält Schauspieler Umberto Cantone, der einen Drehbuchautoren spielt, tatsächlich einen Drehbuch-Credit.
Es gibt einige solcher Gags, die wie aus einem Band „Meta für Dummies“ angelesen wirken. Ansatzweise Mittelmaß-Meta ist allein der kuriose Umstand, dass die Mockumentary über Marescos Unfähigkeit, einen Film zu drehen – natürlich vor der wackeligen Handkamera mit seinem Perfektionismus begründet und nicht etwa mit Mangel an Kompetenz und Konsistenz – eine echte Dokumentation wird. Die repetitiven Episoden belegen seine handwerklichen Defizite mit ihrem Mangel an Witz, Originalität, Dynamik und Timing. Einer nach dem anderen beschweren sich die alte weiße Männerrunde um Maresco über dessen Marotten.
Nichtmal die sind amüsant: Seine Wohnung ist unaufgeräumt, er hat sich Geld geliehen und meckert. Würde man den Bechtel-Test zum Maresco-Test umwandeln, würde die exaltierte Ego-Show ihn nicht bestehen. Entweder ist Maresco präsent oder Gesprächsthema. Oder eine der archivarischen Einblenden gibt unnötige und unergiebige Einblicke in sein filmisches Schaffen. Dieses autobiografische Element unterstreicht den Duktus der Inszenierung als selbsterbrachte Hommage. Vielleicht wollten die Programm-Kuratoren der Mostra mit deren Wettbewerbs-Aufnahmen dem Kritikerpublikum zumindest einen Witz liefern – wenn es sonst schon nichts zu lachen hat.
„Ein gut gemachter Film“, wie Franco Maresco seinen blasierten Branchen-Klamauk nennt, ist die verstaubte Inszenierung leider nicht. Das Szenario erschöpft sich in einem Insider-Gag unter Kollegen, dessen einzige Pointe darin beseht, einander gutmütig zu tadeln. Dafür erbringt die Mockumentary tatsächlich den Beweis, den sie nie wirklich gesucht hat. Maresco kriegt hier einfach keinen ordentlichen Film hin.
- OT: Un film fatto per Bene
- Director: Franco Maresco
- Year: 2025