In Zeiten eskalierenden Neo-Despotismus und Chauvi-Populismus ist Barry Jenkins anzurechnen, dass sein Prequel zu Jon Favreaus Live-Action-Fassung von The Lion King immerhin versucht, dessen monarchistische Message und patriarchalische Prinzipien zu nivellieren. Allerdings stammt das Drehbuch wie das des filmischen Vorgängers von Jeff Nathanson, der sich nun nicht mehr auf Shakespeares Strukturen stützen kann. Reaktionäre Grundsätze und autokratische Idolatrie erscheinen lediglich in dezent modernisierter Form in der zwiespältigen Story der Thronbesteigung Simbas Vaters (Stimme: Aaron Pierre).
Dessen Weg zu monarchischer Macht beginnt mit der Trennung von seinen Eltern (Anika Noni Rose, Keith David) auf der Wanderung zu einem sagenhaften Paradiesland. Mit seinem Adoptivbruder Taka (Kelvin Harrison, Jr.), Rafiki (John Kani), einer jungen Sarabi (Tiffany Boone) und Zazu (Preston Nyman), die alle ähnliche Schicksale teilen, wird die auffällig an Ein Land vor unserer Zeit erinnernde Reise Jahre später fortgesetzt. Doch zuvor wächst Mufasa, adoptiert von Takas Mutter, als dessen Bruder auf.
Wie im Zeichentrick-Original ist der zukünftige Scar der einzig ansatzweise interessante Charakter, der allein eine Entwicklung vollzieht. Umso stereotyper ist dagegen der Simbas Geschichte vorwegnehmende – eigentlich: wiederholende – Werdegang Mufasas. Dessen Fähigkeiten einer weiblichen Sozialisierung zuzuschreiben, relativiert nur scheinbar das prototypische Patriarchat. Rudel und Handlung bestimmen Löwen; Taka, Mufasa oder sein Endgegner Kiros (Mads Mikkelsen). Dessen weißes Fell überschreibt zwar die rassistischen, klassistische Hyänen-Allegorie mit kolonialismuskritischen Parallelen, zementiert jedoch das Negativ-Trope durch Fellfarbe definierter feindseliger, fremder Außenseiter.
Fazit:
Obwohl deutlich als CGI erkennbar, sind die Tieranimationen auf hohem Niveau und die Synchron-Performer, besonders Mikkelsen und Newton, überzeugend. Eklatante Schwäche des Franchise war und bleibt der Plot. Derivativ und didaktisch, ignoriert der Kanon, Kontinuität und Charakterkonzepte im Dienste einer bestenfalls kosmetischen Überarbeitung rechtskonservativer Gender-Rollen und Gesellschaftsvorstellungen. Jene sind so verwachsen mit dem neo-monarchistischen Narrativ, dass ihre Revision auch das allegorische Weltbild erschüttert. Eine Handvoll dynamischer Kamerawinkel sind letztlich so schnell vergessen wie die austauschbaren Songs.
- OT: Mufasa
- Director: Barry Jenkins
- Screenplay: Jeff Nathanson
- Year: 2024
- Distribution | Production © Walt Disney