Weichzeichner, Rückprojektion und Überblenden synthetisieren eine schwärmerische Hommage an verblichenen Ruhm, die an der Oberflächlichkeit ihrer verklärter Hingabe krankt. Paul McGuigans undurchsichtige Melange aus romantischer Fiction und Biopic besitzt für seine tragische Titelfigur nicht ansatzweise so viel Interesse und Hochachtung wie für die Leinwand-Ära, die sie verkörpert. Dieses uneingestandene Epigonentum gibt dem von einer exzellenten Hauptdarstellerin getragenen Melodram den anrüchigen Touch der Memoiren, auf denen Matt Greenhalghs Drehbuch basiert. Die Realität der romantischen Liaison von Hollywood-Star Gloria Grahame (Annette Bening) und dem erfolglosen Möchtegern-Schauspieler Peter Turner (Jamie Bell) ist stets die Version des Autors, der die todkranke Leinwandikone als Unterpfand seiner eigenen Bedeutung vorschiebt.
Die Inszenierung konstruiert das triste Liverpool und die milde Ostküste der USA als Gegensätze und Metonymien für das gegensätzliche Liebespaar. Die regnerische, verarmte Arbeiterstadt, in der Peter noch immer bei seiner patenten Mutter (Julie Walters) und dem kleingeistigen Vater (Kenneth Cranham) lebt, ist ein greifbarer, realer Ort. Das in unechte Sonnenuntergänge getauchte New York, wo Grahame ihn in ihr Strandhaus und Apartment einlädt, hingegen ist ein irrealer Kunstort, der bis zuletzt von der harschen Wirklichkeit unerreichbar weit entrückt scheint. Dieser Fata Morgana von Ruhm und Glamour gilt Peters Begehren, nicht Grahame. Sie ist in seinen Augen zugleich Symbol und Souvenir eines idealisierten Goldenen Zeitalters.
Jene Epoche strahlender Kinoikonen wie Lauren Bacall, mit der Grahame verglichen wird, James Dean, den ihr Ex-Ehemann Nicholas Ray inszenierte, und Humphrey Bogart, dessen Geschenk sie stets mit sich trägt, ist indes längst vorüber. Die alternde Schauspielerin wandelt durch die Gegenwart wie der Schatten einer jungen Frau, die sie beständig im Spiegel zu suchen scheint. Mit ihrer trotzigen Lebenslust und schelmischen Koketterie zeichnet Benning die Protagonistin als Gegenbild der bemitleidenswerten Karikaturen, als die weibliche Figuren ähnlich ihrer meist dargestellt werden. Umso bedauerlicher ist, dass die undifferenzierte Übernahme von Turners selbstschmeichlerischem Porträt dagegen arbeitet. Die auf visueller Ebene gebrochene Theatralik triumphiert letztendlich in der Dramaturgie.
- OT: Film Stars don‘t die in Liverpool
- Regie: Paul McGuigan
- Drehbuch: Matt Greenhalgh, Peter Turner
- Produktionsland: UK
- Jahr: 2018
- Laufzeit: 105 min.
- Cast: Jamie Bell, Annette Bening, Vanessa Redgrave, Julie Walters, Stephen Graham, Leanne Best, Peter Turner, Frances Barber, Kenneth Cranham, Tom Brittney
- Kinostart: 05.04.2018
- Beitragsbild © Sony © Allstar/ Columbia Pictures