Faulheit und Talentlosigkeit sind nicht immer leicht zu unterscheiden, aber die Frage, wo das eine anfängt und das andere aufhört, ist noch die interessanteste, die Ulu Brauns computergenerierten Collage aufwirft. An einem Schlammloch, das eine Kloake sein könnte, beginnt die schleichende Fahrt auf einem Highway hirnloser Hässlichkeit. Video-Clips, Fotos, Archiv-Animationen, Interview-Ausschnitte und verstreute Requisiten sind wahllos zu einem filmischen Panorama kruder Klischees zusammengekleistert. Dazu liefern Schilder die zu erwartenden Schlagworte.
„Paypal“, „Facebook“, „Getty image“, „Speed unlimit“. Dazwischen Talking Heads von Jeff Bezos und Julian Assange, von denen einer ruft: „Why don‘t you finish the job?“ Was den Urheber als Kurzfilm kategorisierten Sammelsuriums angeht, er macht sich erst gar nicht die Arbeit eines filmischen oder visuell originellen Werks. Gen Ende heißt es auf einer Leuchtreklame „10 Minutes“. Die Laufzeit geht eineinhalb Minuten länger, fühlt sich aber wie ein Stück Unendlichkeit an.
Fazit:
Die Objekte, die Ulu Braun zu einem assoziativen Abfallberg zusammenfasst, klingen nach dem, was einem gelangweilten Grundschüler vor zehn Jahren zum Aufsatzthema USA einfiel. Überwachungskameras, Bisons, Jachten, Andy Warhols Campbell’s Soup Cans, Las Vegas Casinos, Bodybuilder, Stars-and-Stripes, Steak. Und jede Menge Plüschtiere, womöglich übrig geblieben von seinem letzten Werk Das Glitzern im Barbieblut. Das lief ebenfalls im Kurzfilmprogramm der Berlinale, auf der Braun zum fünften Mal gastiert. Hoffentlich auch zum letzten.
- OT: Pacific Vein
- Director: Ulu Braun
- Screenplay: Ulu Braun
- Country: Germany,
- Year: 2024
- Running Time: 11 min.
- Cast: Lily Cummings, Joachim Stargard, David Ristau, Niina Lehtonen-Braun, Valentin Lorenz
- Image © Ulu Braun