Schönheit. Schönheit. Die wollte sie. Schönheit bekam sie. Und Schönheit verkörperte sie. Hildegard Knef hatte nicht nur gutes Aussehen, das, wie sie selber oft kommentierte, viele besitzen. Ihre Faszination lag in ihre Ausstrahlung. Jene unnachahmliche Attitüde von Eleganz und Ungeniertheit machte die Filmikone und Chanson-Sängerin im vulgären Spießer-Deutschland nicht nur künstlerisch zu einer Ausnahme. So enttäuscht es unweigerlich ein Stück, dass Luzia Schmids dokumentarische Hommage von Ausnahme rein gar nichts hat.
Im Gegenteil ist das filmische Lebenspanorama streng konventionell in Aufbau, Stil und Schwerpunkten. Es beginnt mit Hildegard Knefs Familienhintergrund und Jugend, über die sich Schmid auffällig bedeckt hält. Dass der Vater an Syphilis verstarb, die Haltung ihrer Eltern zum Nazi-Regime sowie ein Halbbruder, der auf Abwege geriet, all dies bleibt unerwähnt. Knefs Leben beginnt quasi mit der Schauspielschule, wo sie bereits als Teenager Aufsehen erregte. Auch des Reichsfilmdramaturgen Ewald von Demandowsky.
Wäre sie eine Nazi-Filmdiva geworden, wenn sie früher geboren wäre? Autobiografische Andeutungen über ihre Ambition lassen den Gedanken zu, die Regisseurin indes will ihre gediegene Würdigung des „deutschen Trümmer-Stars“ schön sauber halten. So prescht die Inszenierung vor zu Knefs großem Durchbruch mit Die Mörder sind unter uns, dem prüden Aufruhr um Die Sünderin, dessen skandalöse Nacktszene heute lächerlich harmlos wirkt. Ein gescheiterter Karriere-Anlauf in den USA und der schwere Weg zurück.
Ein verheirateter Partner – wieder ein Skandal. Eine Tochter, die als wichtigste der Talking Heads über das schwierige Familienleben berichtet. Die späteren Karriere-Jahre voller Höhen und Tiefen, die sie nur noch mit Medikamenten ertrug. Das Thema Morphium-Abhängigkeit wird hastig abgehakt, statt es zu destigmatisieren. „Wollte Schönheit“ So beschreibt Hildegard Knef die große Sehnsucht, die sie als junges Mädchen umtrieb. Aber „schön artig“, wir diese Doku ist, meinte sie damit wohl kaum.
Filmstar, Bühnendarstellerin, Chansonette, Texterin, Synchronsprecherin, Autorin: Hildegard Knefs Talent schien kaum Grenzen zu kennen. Aber es steckte auch harte Arbeit hinter jedem Erfolg – und Misserfolg. Der Ruhm hatte seinen Preis. Der Part des tragischen Stars, den Luzia Schmid der Film-Ikone in ihrer biografischen Doku zuweist, steht Knef gut. Viel Neues über ihr Leben und Wesen verrät er indes nicht. Es bleibt ein kinematischer Katalog. Lauter hübsche Hochglanz-Bilder auf Papier und Zelluloid.
- OT: Ich will alles. Hildegard Knef
- Director: Luzia Schmid
- Screenplay: Luzia Schmid
- Year: 2025
- Distribution | Production © Piffl Medien