Es gab eine Zeit, da stand Wes Andersons Name im Kino für Witz, Originalität, skurrile Figuren und schrägen Charme. Das ist gut 20 Jahre her – selbst Moonrise Kingdom und Grand Budapest Hotel liegen ein Jahrzehnt zurück. Seitdem hat Anderson sich filmisch weder weiter entwickelt, noch verfeinert. Er dreht ein ums andere Mal den gleichen Film mit den gleichen Charakteren, dargestellt von dem gleichen Ensemble-Cast. Findet sich darunter mal ein neues Gesicht, ist das schon ein spektakulärer Wandel.
Das neue Gesicht ist Mia Threapleton als Ilse, einzige Tochter – in welchem Verhältnis gilt es in der gewohnt kuriosen Krimikomödie noch herauszufinden – des Plutokraten Zsa-Zsa Korda (Benicio Del Toro). Dessen internationale Intrigen und kriminelle Komplotte machen ihn regelmäßig zur Zielscheibe Anschlägen. Tödlich gemeint, aber bisher höchstens fatal für seine Angestellten. Für den Fall, dass es ihn doch mal erwischt, benennt Korda Ilse zu seiner Alleinerbin und Willensvollstreckerin. Doch die Klosternovizin vollstreckt lieber ihren eigenen Willen.
Die in der charakteristisch staubtrockenen Bestimmtheit vorgetragenen Dialoge der zwei Hauptcharaktere sind das zwischenmenschliche Momentum und der Motor der simplen Story. Jene ist für Andersons Verhältnisse relativ geradlinig, obwohl der Regisseur und sein Co-Drehbuchautor Roman Coppola sich einige narrative Schnörkel nicht verkneifen. Irgendwo müssen Willem Dafoe und der Rest des ständig wachsenden Stamm-Cast ja untergebracht werden. Eine Reihe himmlischer Traumszenen unterstreicht Kordas moralische Erweckung. Ilses unbeirrbarer Einfuss macht ihn zum besseren oder weniger schlechten Menschen.
Umgekehrt gewinnt Ilse neben Erfahrungen außerhalb der Klostermauern mehr Genuss an weltlichen Dingen. Dazu zählt die obligatorische Romanze. Ilses Hauptanwärter ist Kordas Privattutor und Insektenspezialist Bjorn (Michael Cera), der sie und ihren Vater auf der Reise zu einem speziellen Familiengeschäft begleitet. Der in Stationen unterteilte Plot führt zu weiteren Reisebekanntschaften und zu typisch pittoresken Schauplätzen. Am letzten von denen ringt Korda schließlich mit seinem skrupellosen Alter Ego (Benedict Cumberbatch). Der Ausgang ist ebenso vorhersehbar wie alles andere.
Pastellfarben, starre Szenenbilder gleich Figuren-Modellen oder verblassten Postkarten, Fernaufnahmen, exotische Phantasie-Orte, Vintage-Kostüme, ein gigantisches Star-Ensemble, eigentümlich seltene Namen, altmodische Tricktechnik, detailverliebte Spielzeug-Sets, trockener Witz, Slapstick, nüchterne Stakkato-Dialoge. Aus seinen üblichen stilistischen Versatzstücken bastelt Wes Anderson ein passables Retro Road Movie. Dem mangelt trotz des schillernden Cast an Tempo und Verve. Die austauschbare Handlung ächzt unter den piefigen Werte von moderater Frömmigkeit, Bürgerlichkeit, traditioneller Familienwerte bis hin zu straighter Romantik. Anderson ist längst selbst sein größter Fan.
- OT: The Phoenician Scheme
- Director: Wes Anderson
- Year: 2025