Der letzte Schwarz-Weiß-Film des Meisterregisseurs schmerzlicher Melancholie ist bekannt als sein düsterster. Seinen Abschied vom poetischen Chiaroscuro, das die Empfindungen der Figuren auf subtile Weise unterstreicht oder kontrastiert, gestaltet Yasujiro Ozu zu einem Abstieg in das umfassendste Dunkel der Szenerie und Gefühle.
„Wir haben ihn wie ein Labyrinth geschrieben und wir hoffen, ihr verliert euch darin", sagt Hélène Cattet bevor auf dem 28. Fantasy Filmfest ihr zweiter Kinospielfilm als eines der Selected Features beginnt.
„So ist das Leben, schätze ich. Ein bisschen paradox.„, sagt der Schauspieler und beschreibt unterschwellig das inszenatorische Konstrukt, das drei Räderwerke auf ihre Haltbarkeit prüft.
„Eines weiß ich: Diesen Film zu machen war eine unglaubliche Hilfe.“ Zoe Chantres Aussage zum Schluss des Regie-Kommentars ist beruhigend, denn er gibt die Gewissheit, dass ihr Berlinale-Beitrag wenigstens einer Person gut tat.
„Es ist nicht dein Krieg“, hört die junge Kanadierin Chloé (Evelyn Brochu), die auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz in einer Frauenklinik täglich die Grenzkontrollen im Westjordanland passiert, von einer Freundin. Doch genau das ist der Gebietskonflikt von Anais Barbeau-Lavalette Kriegsdrama für die Protagonistin, die ihre psychische Fragilität bis zuletzt vor ihrem Umfeld und sich selbst verbirgt.
„Dicke Luft, was?“, kommentiert Mandy und zieht an einer der Kippen, die ihr kleiner Bruder Sascha für sie sammelt und selbst gerne pafft. Der 10-Jährige randaliert auch gern in der Schule, lügt und klaut im Supermarkt und der tristen Hochhaussiedlung, wo er mit der unfähigen Mutter (Inka Friedrich) und den erwachsenen Geschwistern lebt.
„Wer ist Paulo de Figueiredo?“, fragt Salome Lamas in ihrer dokumentarischen Reflektion über die Konstruktivität und Konstruierbarkeit von Wahrheiten. Die Antwort darauf gibt der Regisseurin ihr verlebter Gesprächspartner während er sie im selben Augenblick negiert. Der Solitär des Films ist Paulo de Figueiredo selbst, auf einem Stuhl in einer abseitigen Ruine im titelgebenden Neutralitätsgebiet zwischen Fremd- und Selbstbetrug.
„Das wird in zwei Wochen noch viel gelber“, sagt ein in einen gelben Regenanzug gekleideter Waldspaziergänger zu seiner Freundin. Sie beobachtet ihn nachsichtig bei Lenkversuchen eines selbstgebauten Spielzeug-Flugkörpers.
„Vielleicht schreibst du einen Song darüber“, schlägt Kim (Kim Taylor) spöttisch ihrem Ex-Mann Bill (Ned Oldham) vor. Ihren Rat hätte auch Regisseur Matt Porterfield in seiner unschlüssigen Coming-of-Age-Story besser beherzigt.