„Er weiß nicht, was wir sind“, analysiert eine der Figuren das Hirn zu der Haifischflosse, die in Kimble Rendalls trashigem Tierhorror wie ein schuppiges Warndreieck aus dem Wasser ragt. Voller Umsicht beantwortet der australische Regisseur dergleichen Fragen über seine Protagonisten vorweg im kongenialen Titel: „Bait“. Oder um die in mehrfachen Sinne monströsen Qualitäten des epischen Kinomonuments nicht zu schmälern genau genommen Bait 3D.
Sporadische 3D-Effekte können weder die eindimensionalen Protagonisten, die in einem gefluteten Supermarkt von mehrreihigen Zähnen dezimiert werden, noch die passablen Spezialeffekte aufwiegen. Ein Verzicht auf 3D hätte dem an die Bestien-B-Movies der Siebziger und Achtziger erinnernden Horrorfilm rundum besser angestanden, außer im Titel. Bait 3D hat erst den richtigen Beiklang von Schund. Toppen ließe sich das höchstens durch Bait 3D!. So wie ein riesengroßer Mörderhai nur übertroffen wird von… Nein, keine Spoiler. Das wäre respektlos gegenüber der Arbeit von John Kim und Russel Mulcahy, der mit Werken wie Razorback und The Shadow quasi auf das zügellose Trash-Vergnügen hinarbeitete. Das filmische Blutbad verfasste das Autoren-Duo Kim und Mulcahy als Hommage an die cineastischen Tierattacken von Hitchcock bis Spielberg und einen lahmen alten Witz: Zwei Bauarbeiter stürzen vom Gerüst …
Einen Küstenort in Australien überschwemmt ein Tsunami. Die einen haben Pech, sie werden weggespült. Die anderen haben Glück. Sie halten sich in einem Supermarkt über Wasser in dem ein gieriger Meeresräuber jagt. Er nimmt etwa soviel Anteil wie der Zuschauer am privaten Hintergrund der menschlichen Köder. Die Hauptdarsteller unter den Hai-Häppchen sind Josh (Xavier Samuel) und seine Ex-Freundin Tina (Sharni Vinson). Anlass ihrer Trennung war der Tod von Joshs Kumpel, Tinas Bruder Rory (Richard Brancatisano), durch einen – Bingo! – Haiangriff. Da selbiger Rory auf einer Schwimmtour erwischte, die eigentlich sein Schwager in spe machen wollte, kann Josh von Glück reden, umso mehr, da er ein Jahr später nach dem Tsunami statt im Ozean im Oceania Mart landet. Noch viel mehr Glück ist, dass just an diesem Tag Tina mit ihrem neuen Freund Steven (Qi Yuwu) dort ist.
Komparsen des Wiedersehens sind der arrogante Ladenmanager (Adrian Pang), der den Angestellten Ryan (Alex Russell) feuert, dessen Freundin Jaime (Phoebe Tonkin) von ihrem eigenen Vater (Martin Sacks) beim Klauen erwischt wird. Echtes kriminelles Potenzial liefern allerdings der skrupellose Gangster Kirby (Dan Wyllie) und sein nervöser Komplize Doyle (Julian McMahon). Deren Ladenüberfall unterbricht der Tsunami, ganz zu schweigen von dem Schäferstündchen, das sich ein tumbes Pärchen (Cariba Heine, Lincoln Lewis) nahebei im Auto liefert. Dank des menschlichen Übungsmaterials kann der einstige Rettungsschwimmer Josh zeigen, dass er immer noch hartgesottener ist als jeder Baywatch-Held. Ausgenommen David Hasselhoff in Piranha 3DD.
Der feucht-fröhliche Horrorfilm serviert ohne künstlerische Ambitionen Filmfischfans eine mit Selbstironie und Camp garnierte Schlachtplatte. Wer nach Shark Night und diversen Piranha-Teilen ein so hartnäckiger H2O-Fan ist wie die Protagonisten, die nach dem obligatorischen „Raus aus dem Wasser“-Warnruf Lust auf Kneipp-Kuren verspüren, findet daran sicher Geschmack.
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