Zombies sind wie geschaffen für Musicals. Seit Michael Jacksons Thriller sind die tanzenden Toten festetablierte Repertoirefiguren, die sogar der supersaubere Disney Channel zu Gesangnummern herum wanken ließ. Nichts liegt da näher, als den verflachten Tropus in ein zweites notorisch seichtes Subgenre zu integrieren: das High-School-Musical. In einem tristen Vorstadt-Setting wie dem von John McPhails Splatterkomödie sind sowieso fast alle hirntot. Dafür hält Autorenduo Alan McDonald und Ryan McHenry auch ihr Zielpublikum, zumindest ein wenig. Sonst würden sie statt offensichtlicher Parallelen lieber die Hintergrundgeschichten ihrer Figuren ausarbeiten.
Dass die wenig originellen Konflikte der Protagonisten dennoch interessieren, liegt vor allem am sympathischen Ensemble. Ella Hunt holt viel aus der schematischen Rolle der Titelheldin, die doppelt und dreifach um ihr Leben kämpfen muss: gegen die Universitätslaufbahn, die ihr Hausmeister-Vater (Mark Benton) ihr aufdrücken will, die romantischen Sehnsüchte ihres in der Friendzone gefangenen Verehrers John (Malcolm Cumming) und wandelnde Leichen. Letzte sind dankbare Verkörperung der kleinstädtischen Bedeutungslosigkeit, die Anna, ihre beste Freundin Lisa (Marli Siu), deren Freund Chris (Christopher Leveaux) und Austauschschülerin Steph (Sarah Swire) fürchten.
Der Kampf junger Menschen um Selbstbestimmtheit manifestiert sich als ein mit allerhand ulkigen improvisierten Waffen ausgefochtener Krieg gegen Zombiehorden. Die sind erwartungsgemäß reichlich ungruselig, denn obwohl einige Liter Kunstblut vergossen und ein paar Köpfe zermanscht werden, bewegt sich die selbstironische Coming-of-Age-Comedy stets auf dem vertrauten Terrain braver Familienunterhaltung. Dazu gehören leider auch der verklemmte Umgang mit Stephs Homosexualität, der starke Beschützer, der Anna mit Schulbully Nick (Ben Wiggings) angehängt wird, und ein austauschbarer Popsoundtrack. Immerhin bleibt der Spaß an Weihnachtsgemetzel neben weltvergessenen Tanzeinlagen.
Das dahin geträllerte Versprechen, dass es „no such thing as a Hollywood ending“ für die Helden gäbe, kann die fröhlich-bunte Parodie einer ganzen Reihe verkrusteter Subgenres zwar nicht halten, aber dank der talentierten Jungdarsteller und einem ironischen Bewusstsein für eigene Mankos hält das aufgedrehte Independent-Musical trotzdem stand. Wenn zu den Feiertagen unvermeidlich Besinnlichkeit, Banalität und Bigotterie die Kinos fluten, ist die klassische Kombination von Toten und Tanz definitiv die unterhaltsamere Wahl.
- OT: Anna and the Apocalypse
- Regie: John McPhail
- Drehbuch: Alan McDonald, Ryan McHenry
- Produktionsland: UK
- Jahr: 2017
- Laufzeit: 92 min.
- Cast: Ella Hunt, Malcolm Cumming, Marli Siu, Sarah Swire, Christopher Leveaux, Janet Lawson, Ben Wiggins, Kirsty Strain, Ella Jarvis, David Friel, Sean Connor, Euan Bennet
- Kinostart: 06. 12. 2018/ Fantasy Filmfest 2018
- Beitragsbild © Splendid