Der Hervé Mimrans Kino-Klamauk bedeutet so viel wie „Der altmodische Weg“. Den geht die derbe Dorf-Komödie in jeder Hinsicht. Die Handlung basiert auf Kirk Jones‘ 1998er Überraschungserfolg Waking Ned. Wirklich gelungen war an der Posse um ein irisches 52-Seelen-Dorf, dessen Bewohnende sich mittels einer makaberen Maskerade einen Lotto-Gewinn sichern, nur die Grundidee. Das Drumherum ist in fast 30 Jahren nicht gerade gut gealtert. Eigentlich ideale Voraussetzungen für eine Neuauflage – nur ist Mimrans Werk eher das Gegenteil.
Altauflage passt besser zu der nach Frankreich verfrachteten Story. Jene dreht sich nun ganz um die alten Jugendfreunde Henri (Gérard Darmon) und Jean-Jean (Didier Bourdon), die erfahren, dass jemand auf ihrer 40-Einwohner-Heimatinsel in der Lotterie gewonnen hat. Allerdings ist der Gewinner prompt am Schock gestorben. Damit das Geld nicht zurück an die Lottogesellschaft geht, spielt Jean-Jean den Toten vor deren angereister Vertreterin (Noémie Chicheportiche). Damit der Betrug nicht auffliegt, macht bald der ganze Ort mit.
Vom Gemeinschaftssinn, der dem Original immerhin ein wenig Charme verlieh, haben der Regisseur und seine Co-Drehbuchautor*innen Igor Gotesman und Carine Prévôt nichts übrig gelassen. Die zwei Helden behandeln einander so abfällig, dass ihre jahrzehntelange Freundschaft keinen Moment glaubhaft ist. Das legt auch an der mangelnden Chemie Darmons und Bourdons, die komplett aneinander vorbeispielen. Auch der Rest der Gemeinde kann einander kaum ausstehen und macht nur aus Geldgier mit. Dabei leben alle bereits komfortable.
Dazu gibt es Fäkalhumor, krampfige Dialoge und reaktionäre Retorten-Witze. Letzte passen zum konservativen Tenor der Inszenierung. Deren Verbesserungen sind rein kosmetisch. Der plumpe Sexismus des Vorbilds, der in einem abgeschmackten Twist kulminierte, wurde ein wenig zurückgefahren. Dafür wimmeln die verstaubte Vorurteile. Die Stadt erscheint gegenüber dem heimeligen Dorf als krimineller Moloch. Gefälschte Papiere gibt es im verarmten Hochhausquartier und das Codewort dafür ist Hebräisch. Die dortige Jugend ist vorkommen und braucht hartes Durchgreifen. Die alte Tour eben.
Der Titel Hervé Mimrans misslungenen Remakes ist wörtlich zu nehmen. Der französische Neuaufguss von Waking Ned ist so abgestanden wie der eines Teebeutels: fader als die erste Version, nur ohne deren Originalität. Die konventionelle Kamera bemüht sich, dem öden Geschehen etwas Tempo zu geben. Schwung kommt indes ebenso wenig auf wie Sympathie für die Charaktere. Dass deren Unternehmen komplett irreal ist, wär vertretbar, würde das Ganze nur Spaß machen. Doch dieses Los ist eine filmische Niete.
- OT: A L’Ancienne
- Director: Hervé Mimran
- Screenplay: Igor Gotesman, Hervé Mimran, Carine Prévôt, Kirk Jones
- Year: 2025
- Distribution | Production © Studiocanal