Einen Formel 1 Film vorzulegen, der gleichermaßen eingeschworene Rennsport-Fans und ein Massenpublikum mit wenig Ahnung vom Motorsport begeistert, ist keine leichte Aufgabe. Allerdings auch nicht, so (un)spektakulär an beidem zu scheitern wie Joseph Kosinskis schrottreifer Mix aus Sieger-Story und Star-Vehikel. Die PR-Maschine für Brad Pitt läuft noch mehr auf Hochtouren als die Motoren der Formel 2 Fahrzeuge. Letzten geben CGI und Styling den Anschein von F1-Wagen; ein effektiver Effekt, der allerdings nur bedingt sein Potenzial entfalten darf. Die dynamischen Bilder sind nur flüchtige Intermezzi zu Star-Shootingstar von Pitt als dauergrinsender Draufgänger, der bei jeder Gelegenheit seinen faltigen Oberkörper zeigt.
Damit das Zielpublikum weiß, was es davon zu halten hat, betont Sarah Niles als Mutter von Rookie-Rennfahrer Joshua Pearce (Damson Idris), wie „handsome“ der gealterte Star aussehen würde. Wäre der Regisseur, der die Story gemeinsam mit Drehbuchautor Ehren Kruger schrieb, nur halb so begeistert von der titelgebenden Rennklasse wie von Hayes Fitness-Routine. Doch nach einer von Kameramann Claudio Miranda tadellos gefilmten Einstiegstour beim Dayton 24 Hours wird Hayes von seinem alten Freund Ruben Cervantes (Javier Bardem) angeheuert, um dessen Team vorm Verkauf zu retten. Nebenbei macht HayesJoshua zu einem besseren Fahrer und findet sein Love Interest in Mechanikerin Jodie (Callie Cooke).
Der einzige Ort, an dem Kosinski sich Frauen in Formel 1 vorstellen kann, ist im Bett eines Fahrers. Dieses chauvinistische Konzept bestätigen die übrigen Frauenrollen: Joshuas besorgte Mutter, die nach laut Sohn „keine Ahnung von Autos“ hat, und eine ungeschickte Anfängerin in der Boxencrew. Dass Kinozuschauerinnen lieber alternde Heldenfiguren anschmachten sollen, statt Repräsentation zu sehen, sagt viel über die Progressivität der vermeintlichen Underdog-Story. Wahre Underdogs wären Cadie und Joshua, die sich in einem von weißen cis Männern dominierten Sport behaupten. Doch sie sind nur Deko der Ikonographie eines alten weißen Mannes, der ihnen zeigt, wie sie ihren Job richtig machen.
Dass ausschließlich reale Rennstrecken zum Einsatz kommen und eine Reihe prominenter Fahrer wie Fernando Alonso Cameos haben, kann die absurd unrealistischen Schlenker der Story nicht ausgleichen. Nicht nur ist Hayes für eine solche Leistung wesentlich zu alt – und dass Pitt sichtlich noch älter ist, ist keine Hilfe. Er verfolgt eine Strategie systematischer Regelverstöße, die normalerweise zur dauerhaften Sperrung führen würden. Auch die legitimen Tricks, die ihn zum Gewinner machen, sind weder so originell noch wirksam, wie der uninspirierte Plot behauptet. All das wäre vielleicht noch erträglich bei einer weniger schematischen Handlung mit Humor, Tempo und Spannung. Dafür gibt es höchstens Strafpunkte.
- OT: F1
- Director: Joseph Kosinski
- Year: 2025