Blame Ruben Östlund. Der schwedische Filmemacher lieferte mit Triangle of Sadness und The Square die Vorlage für ein sich in Aggressivität, Arroganz und Ausbreitung stetig steigerndes Subgenre. Ein peinliches Paradebeispiel dafür ist Maxime Govares und Romain Choays jüngste Zusammenarbeit. Nachdem beider klamaukige Kassenerfolg The Shiney Shrimp und dessen Fortsetzung ausgiebig der Queerphobie frönten, macht sich jene nun über die unteren Gesellschaftsklassen her. Etwas Misogynie, Xenophobie und Islamophobie sorgt für etwas Abwechslung in den elitären Episoden.
Jene folgen dramaturgisch und didaktisch zuverlässig dem gleichen Muster: Menschen mit wenig Glück, denen wie in der Familie des als Rahmenhandlung dienenden Prologs trotz harter Arbeit stets der Existenzverlust droht, gewinne Millionen im Lotto. Was das Ende aller Probleme sein sollte, entpuppt sich als deren Anfang. Sofern man, wie Familienvater Paul (Fabrice Eboué) nicht vergisst, den Schein einzulösen. Die halsbrecherische Hatz zum Lottoladen ist programmatische – und einzige – Pointe. Die Verzweiflung der Armen als bourgeoise Belustigung.
Letzte basiert auf dem meist genüsslich ausgemalten, mal wie in der Episode um das Catfishing der einsamen Julie (Pauline Clément) angedeuteten Unglück derer, die am untersten Rand oder außerhalb der Gesellschaft stehen. Wie Altenpflegerin Sandra (Anouk Grinberg), die auf Drängen ihres Kollegenkreises am Gewinn eines verstorbenen Heimbewohners teilhat. Oder Ahmed (Sami Outalbali), den wirtschaftliche und soziale Perspektivlosigkeit radikalisiert hat. Dabei betont das Regie- und Autoren-Duo, dass alles Leid selbstverschuldet sei. Auch das ist meritokratische Mythologie.
Geld verändere niemanden, verkünden Maxime Govare und Romain Choay in ihrer gehässigen Groteske, es enthülle nur den wahren Charakter. Umso bezeichnender wirkt es, dass die Regisseure ihre materiellen Mittel und Möglichkeiten nutzen, um rassistische Ressentiments, Chauvinismus und Verachtung gegenüber der Arbeiter- und Unterschicht zu schüren. Die sich überdeutlich am zynischen Zeitgeist neo-konservativen Narzissmus orientierende Vorführung ist so plump chargiert und dumpf inszeniert wie der privilegierte Populismus, den sie betreibt und anstachelt. Eine filmische Niete.
- OT: Heureux gagnants
- Director: Maxime Govare, Romain Choay
- Screenplay: Maxime Govare, Romain Choay
- Year: 2024
- Distribution | Production © Happy Entertainment