Selten genug findet ein Franchise nach einer vergleichsweise ernüchternden Fortsetzung nicht nur zurück zu alter Größe, sondern übertrifft sogar den Erstling. Dessen suggestiver Titel setzt auch die provokanten Parameter Ti Wests spektakulären Schlussakts seiner blutigen Trilogie. Selbige charakterisiert Elizabeth Debicki als forsche Regisseurin Elizabeth Bender mit der Definition des von ihr inszenierten Horror-Sequels The Puritan II, von dem sich die Porno-Star Protagonistin ihren Durchbruch als seriöse Schauspielerin erhofft, als ein „B Movie with A ideas“.
Letzte zeigen sich sowohl im geschliffenen Sleaze-Style, der Ästhetik, Manierismen und Kinematik der 80er-Jahre-Handlungsära makellos nachahmt, als auch der hintersinnigen Inversion deren bigotter Narrative. Dass diese Narrative in der rechts-konservativen Gegenwart neu erstarken, ist dem Regisseur und Drehbuchautor überaus bewusst. Der religiöse Mob, den Maxine Minx (die erneut großartige Mia Goth) am Eingang des Studio-Geländes auf dem Weg zum Dreh passieren muss, wirkt beklemmend aktuell mit seinen Hetzparolen gegen Sex und Gewalt auf der Leinwand.
Davon gibt es reichlich in der bewusst reißerischen Story, die Maxine mit ihrer grausigen Vergangenheit konfrontiert – nicht nur der aus X. Der darin begonnene Kampf von Porno gegen Puritanismus kulminiert vor dem historischen Hintergrund von Materialismus und Moralismus in ihren Widerstand gegen einen mysteriösen Verfolger, der im Windschatten Richard Ramirez‘ ihre Kolleginnen ermordet und sie durch einen schmierigen Privatdetektiv (Kevin Bacon) einschüchtern will. Doch das ist Maxines Film – und das dreifache X mehr als berechtigt.
Mit seiner metikulösen Mischung aus film- und kriminalgeschichtlichen Verweisen maximiert Ti Wests schwarzhumoriger Horror-Thriller die referenzierte Raffinesse seiner filmischen Vorgänger mit perfekter Video-Vintage-Optik. Das geschickt geflochtene Netz doppel- und dreibödiger Anspielungen besticht als differenzierte Auseinandersetzung mit einem Genre, das einerseits durch drastische Darstellungen Grenzen auslotete, andererseits moralistische Wertsysteme auf dramatischer Ebene bediente. Die exzellente Besetzung, allen voran Mia Goth, liefert das psychologische und emotionale Fundament der bitterbösen, blutrünstigen Bilder, von denen jedes ein Genuss ist.
- OT: MaxXxine
- Director: Ti West
- Screenplay: Ti West
- Year: 2024
- Distribution | Production © Universal Pictures