“We’re dinosaurs“, bemerkt Robert DeNiro in einer Szene Barry Levinsons greisen Gangsterfilms, „we should retire“. Nur warum tun sie es dann nicht? Die Frage richtet sich nicht nur an den ergrauten Mobster Frank Costello und seinen Mafia-Jugendfreund Vito Genovese, bei de von DeNiro verkörpert, sondern den Regisseur, seinen Hauptdarsteller, Drehbuchautor Nicholas Pileggi, Kameramann Dante Spinotti: alles filmische Fossile, die für eine altväterliche Antiquität der Leinwand zusammenkommen. Dabei hat die auf realen Begebenheiten basierende Story keineswegs Museumswert. Der sich weit länger als die über zwei Stunden Laufzeit anfühlende Kostüm-Krimi ist nur ein blasser Schatten der kompetenteren Werke des Klüngels alter weißer Herren.
Sie wirken wie das kinematischen Pendant des Zirkels grauer Mafia-Eminenzen unter Leitung Franks. Er kriegt zu Handlungsbeginn eine Kugel in den Kopf, die allerdings keinen Schaden anrichtet. Hinter dem Mordanschlag steckt sein Jugendfreund Vito, im Gegensatz zu Frank ein skrupelloser Soziopath. Wie die grundverschiedenen Typen beste Buddies sein konnte, ist genauso rätselhaft wie die Motivation für DeNiros Doppelrolle. Frank und Vito sind keine Zwillinge, nicht mal Cousins dritten Gerades, oder Jekyll & Hyde Figuren. DeNiro Doppel-Dauerpräsenz wird durch dessen antriebsloses Spiel noch ermüdender. Nicht eine Sekunde glaubt man, jemand anderen zu sehen als Robert DeNiro, der zwischen zwei unterschiedlichen Garderoben wechselt.
Beider Konflikt entspinnt sich wie ein seniler Freundschaftszwist, bei dem alle auf und vor der Leinwand betreten zugucken und sich fragen, was das Ganze soll. Am betretensten guckt Franks Ehefrau Bobbie (Debra Messing), die sonst nicht viel zu tun hat. Frauen sind in dem Alte-Männer-Kosmos, ob vor oder hinter der Kamera, entweder treusorgende Gattinnen oder hysterisch. Ein Beispiel für zweites liefert Anna, deren hitziges Temperament zu Vitos passt. Er heirate sich selbst, kommentiert Bobbie. Man befürchtet fast, DeNiro würde auch diesen Part übernehmen, aber zum Glück tut dies Kathrine Narducci. Von dort wird das wortlastige Schaustück zum Gerichtstheater, bevor alles ins Leere trudelt.
Von allen Mafia-Fehden, die sich im Manhattan der 50er angespielt haben, muss Barry Levinsons geriatrisches Gaunerstück die ödeste sein. Suspense und Dramatik existieren nicht und Humor gab es in derartigen Großvater-Gangsterfilmen noch nie. DeNiro wirkt teils überfordert, teils überdrüssig mit seiner dramaturgischen Funktion, die im Grunde eine große Selbstdarstellung ist. Szenenbild und Kostüme erinnern an ein zweitklassiges Fernsehspiel. Auf dessen Niveau befinden sich die plakativen visuellen Metaphern und der verstaubte Off-Kommentar, der den Hauptdarsteller zur Dauerpräsenz macht. Ein Film für eingeschworene Fans Robert DeNiros. Und nur für die.
- OT: The Alto Knights
- Director: Barry Levinson
- Screenplay: Nicholas Pileggi
- Year: 2025
- Distribution | Production © Warner Bros.