Was haben Boulder, Colorado, Cincinnati und Salt Lake City gemeinsam? Wer auf „Schauplätze in Stephen King Geschichten“ tippt, kriegt außer Sympathie-Punkten nichts. Die richtige Antwort hat die Überschrift schon verraten. Die drei Städte sind Finalisten beim Gerangel um den zukünftigen Austragungsort des Sundance Film Festivals. Die 1978 von Robert Redfords Production-Firma Wildwood Enterprises, die mit All the President‘s Men und Drei Tage des Condor damals gerade ihre prestigeträchtigsten Werke herausgebracht hatte – gegründete Bühne des Independent-Kinos suchtnach einer logistisch günstigeren Spielstätte. Sehr zum Missfallen der Gründungsorte Salt Lake City und Park City. Letztes ist der im Nirgendwo gelegene Austragungsort der Presse-Vorführungen.
Denn Film-Stars und Talenten unzumutbare Anreise- und Aufenthaltsbedingungen sind für die schlechter aufgestellte Presse absolut verträglich. Dorthin, wo die Temperaturen tagsüber bei -10 Grad liegen (cool fact: das Arctic Film Festival im Norwegischen Svalbard ist noch sechs Grad kälter), verschlägt es Moviebreak ab dem 23. Januar. Nicht nur für euch, sondern grundsätzlich scheuen wir ja jegliche Kosten und Mühen. Wir sind aber auch film- und überhaupt verrückt genug, um über das bedeutendste Film-Forum abseits von Hollywood und Euro-Pudding am Urschauplatz zu berichten. Dort laufen vom 23. Januar bis 03. Februar wieder jede Menge spannender Titel in rund einem Dutzend Sektionen.
Deren wichtigste sind US und World Dramatic Competition, US und World Documentary Competition sowie Premieres. Zu den Titeln die bereits vorab Buzz kreierten, gehören Sophie Hydes Jimpa: eine von Olivia Coleman verkörperte Mutter schickt ihren non-binären Teenager zu einem prägenden Familien-Treffen. Rose Byrne und Conan O‘Brien plagen sich in Mary Bronsteins pechschwarzer Comedy If I Had Legs, I‘d Kick You mit Nachwuchs und Heimrenovierung. Indie-Ikone Chloë Sevigny zählt zum Ensemble von Hailey Gates Kriegsdrama Atropia um eine Performance gefährlich nah an der Realität. Reale Ereignisse werfen ein Schlaglicht auf Max Waker-Silvermans Familiendrama Rebuilding, um die persönlichen und gesellschaftlichen Folgen eines verheerenden Flächenbrands.
Leichtere Kost verspricht Rachael Abigail Holders Ensemble-Stück Love, Brooklyn zu, einer Story um Freundschaft, Partnerschaft und Gentrifizierung im titelgebenden Stadtteil. Helena Zengel, Emily Watson, Finn Wolfhard und Willem Dafoe begegnen in Isaiah Saxons The Legend of Ochi der vorgeblich gefährlichen, aber enorm knuffigen Titel-Tierspezies. Eines der hochkarätigsten Werke ist Bill Condons Neuverfilmung des kultigen Bühnenstücks Kiss of the Spider Woman, vergleichsweise prominent besetzt mit Jennifer Lopez, Bruno Bichir und Diego Luna. Ein ebenso spannendes Remake ist Andrew Ahns Interpretation von The Wedding Banquet mit Bowen Yang, Joan Chen und Lily Gladstone. Unter den Midnight Movies betrachtet Didn’t Die einen Podcast während der Zombie Apokalypse.
John Malkovich lädt in Opus als mysteriöser Popstar auf sein abgelegenes Grundstück und zwei Freunde werden in Touch Me süchtig nach einem außerirdischen Invasoren. Sundance steht zudem wie kaum ein US-Film-Festival für politisches Bewusstsein und zeitaktuelle Doku-Höhepunkte. Zu den interessantesten zählen dieses Jahr Life After um Elizabeth Bouvia und ihren Aufsehen erregenden Kampf um das Recht auf Freitod. Oder The Stringer über die verstörende Story hinter einem der bekanntesten Fotos des letzten Jahrhunderts. The Alabama Solution wagt einen Blick hinter die Mauern eines der tödlichsten US-Gefängnisse und Predators untersucht die Sensationsshow To Catch a Predator, die Pädophile vor laufender Kamera überführte.
Das sind nur einige Picks aus dem hochkarätigen Programm, das den Reiz des Festivals ausmacht, und aus dem wir für euch das Beste mitbringen.