„Valerie Plame ist Freiwild“ Die eigenen Reihen haben sich hinter der verdeckten CIA-Agentin geschlossen. Nachdem die Hauptfigur und ihr Ehemann, der ehemalige Botschafter Joe Wilson, bei einer Undercover-Untersuchung feststellten, dass der Irak nicht über die von der Bush-Regierung als Kriegsvorwand beschworenen Massenvernichtungswaffen verfügt, lässt die US-Regierung gezielt Plames Tarnung auffliegen. Gemeinsam mit den irakischen Wissenschaftlern, welche die USA im Irak-Krieg mit strategischen Informationen versorgen, wird Plame zum Abschuss freigegeben. Das dreckige Komplott der Regierung, um die beiden Whistleblower mundtot zu machen inszeniert Regisseur Doug Liman als unterkühlten Politthriller.
Statt auf reißerischer Stilmittel konzentriert sich Liman auf bewährte psychologische Spannung, die aus dem Gefühl absoluter Schutzlosigkeit gegenüber einem jeden Millimeter des persönlichen Lebens ausleuchtenden Staatsapparates erwächst. Akribisch loten Naomi Watts und Sean Penn in den Hauptrollen jede Emotion ihrer präzisen Charaktere aus, in deren Privatleben sich der politische Konflikt schleichend frisst. Die dramaturgische Verschiebung vom Politkrimi zum psychologischen Drama besiegelt gleichzeitig den Mangel an Kompromisslosigkeit der Inszenierung. Der verkappte Patriotismus des Plots, der sich auf Plames und Wilsons Niederschrift der Begebenheiten beruft, hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack.
Die unterschwelligen Sympathien der Filmemacher für ein Regierungssystem, das kriminelle Machenschaften zu seinen durch den Zweck geheiligten Mitteln zählt, enthüllt Hollywoods rebellischen Gestus als Staffage. Zynisch wirkt das „God bless America“ Wilsons, der neben der verunsicherten Plame als furchtloser Freiheitskämpfer dasteht. Ein ernüchternd konventioneller Schlussakkord gegenüber „destruction and demise, corruption in disguise“, wie es die Gorillaz im Titelsong prophezeien, während ein Nachrichtensprecher sagt, der Staat würde alle erforderlichen Mittel ergreifen, um Sicherheit und Freiheit zu schützen. Was das nach 9/11 hieß, traut sich das Unterhaltungskino letztlich nicht zu zeigen.
- OT: Fair Game
- Regie: Doug Liman
- Drehbuch: John-Henry Butterworth, Jez Butterworth
- Produktionsland: USA
- Jahr: 2010
- Laufzeit: 105 min.
- Cast: Naomi Watts, Sean Penn, David Andrews, Jessica Hecht, Ty Burrell, Sam Shepard, Noah Emmerich, Rebecca Rigg
- Kinostart: 25.11.2010
- Beitragsbild © Tobis