Als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller realisierte Everett seinen in düstere Farben getauchten Abgesang auf ein Schicksal, das exemplarisch für die viktorianische Doppelmoral steht.
Nichts mit Transit. Das gilt nicht nur in der Inszenierung, die ebenso in Stagnation gefangen ist wie die Protagonisten. Manchen wird die Passage verwehrt, anderen wird sie genehmigt, aber sie ändern zuverlässig in letzter Minute ihre Meinung.
In jeder Szene von Benoit Jacquots amüsantem Psychogarn sind sich der Regisseur und die wie gewohnt exzellente Isabelle Huppert bewusst, dass James Hadely Chase Story ein Potboiler ist. Die Pulp Novel um einen gierigen Betrüger und eine mysteriöse Femme fatale versetzt sich aus den 40ern so mühelos ins Hier und Jetzt, als sei sie erst druckfrisch in der Bahnhofsbuchhandlung gelandet.
Was sucht ein Werk, das frei von kinematischem oder erzählerischem Wert ist und dem es nicht einmal gelingt, erträgliche Kameraaufnahmen zu liefern, auf einem A-Festival, noch dazu im Wettbewerb? Geld vermutlich.
Identität, deren Findung, mehr aber noch die Suche nach ihr prägen weiterhin das Schaffen Laura Bispuris. Die italienische Regisseurin, die vor drei Jahren ihren eindringlichen Debütfilm Sworn Virgin im Berlinale Wettbewerb präsentierte, kehrt nun mit einem ebenbürtigen Werk zurück.
Wieso konnte sie so gut darüber schreiben, wie es ist, ein Kind zu sein, obwohl sie selbst nur so kurz Kind war? Die Frage, die Pernille Fischer Christensen in Form eines Geburtstagsbriefs von Kinderhand an den Anfang ihres trivialen Biopics stellt, bleibt unbeantwortet.
Kein Cartoon kann so gemein sein wie das Leben. Das wäre das Fazit, wenn Gus Van Sants mitreißendes Biopic eines hätte. Doch eine Moral oder Lehre zu vermitteln liegt dem unorthodoxen Geflecht aus Biografie und Fiktion fast so fern wie der provokanten Krakel-Kunst des Hauptcharakters.
Echt krank. Da liefert Steven Soderbergh einen vor Chauvinismus triefenden Reißer, der sich eitel als Statement zu den korrupten Verstrickungen von Psycho-Industrie und Big Pharma darstellt, und landet einen Platz im Berlinale Wettbewerb.
„Ich hätte überhaupt nicht hierherkommen sollen!“ Vielleicht wären all die ZuschauerInnen der unausgegorenen Tragikomödie besser nicht hierher ins Kino gekommen oder noch besser, vielleicht die Filmcrew gar nicht erst an die Schauplätze.