Mit seiner 2020er Neuinterpretation von The Invisible Man bereitete Leigh Whannell bereits einem Universal-Monster eine unterhaltsame filmische Wiedergeburt, die effektiv zeitgemäße Themen in den klassischen Stoff webte. Nun versuchen der australische Regisseur und sein Co-Drehbuchautor Corbett Tuck das gleiche bei Wolf Man. Dessen Kernmotive von monströser Metamorphose, Fluch und Persönlichkeitsspaltung fügen sich indes deutlich schwerer in das moderne Setting der Haupthandlung. Angenehm kondensiert auf ihre Grundelemente und im Bewusstsein, dass die essenziellen Aspekte wie die animalische Verwandlung nur einmal funktionieren, konzentriert sich diese auf zwei spiegelartig arrangierte Episoden. Deren erste und ungleich intensivere zeigt die schwierige Vater-Sohn-Beziehung des Hauptcharakters Blake.
Jahrzehnte später in der Gegenwart ist der arbeitslose Schriftsteller (Christopher Abbott) selbst Vater der lebhaften Ginger (Matilda Firth) und verheiratete mit der erfolgreichen Journalistin (Julia Garner). Beide begleiten ihn zum entlegenen Grundstück seines rauen Vaters (Sam Jaeger), der einst in Oregons Wäldern verscholl. Was damals Blakes Vater geholt hat, geht dort noch um – und lauert auf neue Beute. Wer das wird, steht außer Frage, und die Pirsch-Jagd der blutrünstigen Bestie ist tatsächlich spannend, solange diese nur schemenhaft auszumachen ist. Doch nach der ersten Enthüllung fallen die Scares so unfreiwillig komisch aus wie Blakes Infektion mit einer ungelenken Allegorie eines archaischen Männlichkeitsideals.
So grobschlächtig wie die Kampfszenen und Werwolf-Attacken des letzten Handlungs-Drittels sind die psychologischen Parallelen, die Leigh Whannell anhand der körperlichen Verwandlung seines Protagonisten zieht. Obwohl die Interpretation der Gestaltwandlung als Rezession zu einem aggressiven Urbild des männlichen Beschützers und Jägers die Aspekte toxischer Männlichkeit durchaus kritisch reflektiert, bleibt das ganze Konzept zu unausgegoren und schwammig. Trotz guter Maske und tadelloser Effekte ist das Creature-Design zu albern, um die intendierte tragisch-schaurige Wirkung zu entfalten. Diese Schwächen enttäuschen besonders nach dem starken Auftakt, der allein durch das eindringliche Schauspiel, die imposanten Naturkulissen und unheimliche Atmosphäre der nächtlichen Wälder viel mehr Grusel-Stimmung erzielt.
- OT: Wolf Man
- Director: Leigh Whannell
- Screenplay: Leigh Whannell, Corbett Tuck
- Year: 2025
- Distribution | Production © Universal